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Kultur: Frechheit siegt

„Räuber Hotzenplotz“ kämpft sich durchs Kino

Das Schimpfen auf Beamte ist Volkssport. Selbst im Kinderfilm. „Eine Amtsperson denkt nicht“, sagt der glücklose Polizeiwachtmeister Dimpfelmoser alias Piet Klocke im Brustton der Überzeugung, um zu erklären, warum er den berüchtigten Räuber Hotzenplotz schon wieder nicht gefangen hat. Kabarettist Klocke ist mit seiner tollpatschigen Art einer der vielen Sympathieträger des Kinderfilms „Der Räuber Hotzenplotz“ – trotz einiger Drehbuchpatzer gewinnt er am Ende dank seiner großartigen Besetzung.

Herrlich etwa die Art, wie Armin „Hotzenplotz“ Rohde gleich zu Beginn Altmeisterin Christiane Hörbiger als Großmutter ausrauben will: Ihn trachtet es nach ihrer zuckersüße Melodien spielenden Kaffeemühle. Oma Hörbiger ist natürlich völlig ahnungslos, bis sie ihre Brille aufsetzt und in das Räubermaul mit seinen typisch-schmuddeligen Zähnen blickt. Grrrr: Armin Rohde muss als Räuber möglichst Furcht einflößend wirken, immerzu. Dieser fast kindliche Spaß zwei so gestandener Mimen an ihrer beinah schon überzeichneten Schauspielerei macht den Film sehenswert.

Dagegen scheitern Sams-Produzent Ullrich Limmer und Regisseur Gernot Roll daran, gleich zwei der international erfolgreichen „Hotzenplotz“-Bücher nacheinander in einen Film zu pressen. Als nämlich der böse Zauberer Zwackelmann (Rufus Beck) auf recht furiose Art zur Mitte des Films besiegt ist, bekommt die Spannungskurve einen derben Dämpfer, weil plötzlich eine neue Handlung beginnt. Davon erholt sich der „Räuber Hotzenplotz“ nicht mehr gänzlich – obwohl Armin Rohde auch weiterhin grummelnd zwischen liebevoll gestalteten Kulissen herumabenteuert.

Bleibt der Spaß an den markanten Figuren. Die Haupthelden Kasperl (Martin Stührk) und Seppel (Manuel Steitz) haben Witz. Frechheit. Und Gefühl. So vertauschen sie auf der Jagd nach Omas Kaffeemühle aus lauter Angst ihre Mützen, um nicht erkannt zu werden. Und blicken sich dabei mit großen Augen an. Bruderliebe. Abenteuer. Spannung. Solche Momente machen „Räuber Hotzenplotz“ zu einem tollen Film für Kinder. Hier erkennen sie die Stimmung wieder, die Otfried Preußler einst mit seinen „Hotzenplotz“-Büchern weckte: Kinder dürfen noch nach Märchenart träumen. Und sie müssen sich über unfähige Beamte wie Dimpfelmoser nicht ärgern, sondern können über sie lachen. Ein schöner Gedanke – auch für die Realität nach „Hotzenplotz“.

In 22 Berliner Kinos

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