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Freilufttheater: Und über uns die Sterne

Christine Wahl freut sich über den Beginn der Freiluftsaison

Das Amphitheater ist eine großartige Erfindung. Falls die Show unten – was vorkommen soll – nicht sämtliche Sinne beansprucht, sitzt man in der Abendsonne wenigstens besser als in einer heißen Dunkelkammer und kann seine Blicke außerdem auch im Publikumshalbrund umherschweifen lassen. Beides erhöht den Unterhaltungsgrad und die Theaterversöhnlichkeit ungemein.

Was Wunder also, dass das Amphitheater zurzeit Konjunktur hat in Berlin. Gerade hat Bert Neumann der Volksbühne eine Art Agora-Raubkopie aus Sperrholz mit dem schönen Namen „Amfiteatr“ zur Sommerbespielung gebaut (siehe Seite 27). Und schon zieht das Hexenkessel Hoftheater nach: Die vor Urzeiten aus einer kreativen (Hinter-)Hausgemeinschaft hervorgegangene Theatertruppe, die seinerzeit zum Privatvergnügen den eigenen Innenhof bespielte und inzwischen vor allem unter Berlin-Touristen und Freunden der leichten Theatermuse zum Kult avanciert ist, eröffnet ihre Freiluftsaison heute Abend in ihrem Amphitheater vis-à-vis dem Bodemuseum (Monbijoupark, Mitte). So genau wie die Volksbühne, die mit „Prometheus“ nach Aischylos gerade den Startschuss für einen echten spielortspezifischen Antiken-Zyklus gegeben hat, nehmen es die Hexenkessler allerdings nicht.

Hier dienen die Anleihen am antiken Arenabau lediglich als Sprungbrett für – gemessen an Aischylos und Co. – verhältnismäßig junge italienische Theaterkost. Regisseur Jan Zimmermann hat zu Carlo Goldonis 1751 uraufgeführter Gender-Klamotte Mirandolina (heute 20.30 Uhr sowie 23. und 28.-30.5., 19.30 Uhr) gegriffen. Und wie gesagt: Wem die Geschlechterklischees zu historisch wirken in dieser Story um eine Gastwirtin und ihre männliche Klientel, findet sicher Freude am Abendhimmel oder dem Zeitgeist in der Sitznachbarschaft.

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