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Frau mit römischem Torso. Unbetiteltes Gemälde von Jean-Michel Basquiat aus dem Jahr 1982, fast zweieinhalb Meter breit und über vier Meter lang.

© © Estate of Jean-Michel Basquiat. Licensed by Artestar, New York Foto: Robert Bayer

Frühe Werke aus der Malfabrik: Jean-Michael Basquiat in Basel

Von früh an hat der Kunstbetrieb den Maler ausgenutzt - und die Preise hochgetrieben. Die Fondation Beyeler wirft Licht auf Basquiats italienische Phase

Madonna soll sie zuhause hängen haben, Johnny Depp oder auch Leonardo DiCaprio. Die Gemälde von Jean-Michel Basquiat sind begehrt - und sehr, sehr teuer. Ein japanischer Milliardär ließ sich zuletzt eines seiner Werke fast 100 Millionen Euro kosten. Auch ein Selbstporträt, das 1982 in Italien entstand, wurde vor ein paar Jahren bei Christie’s für mehr als 50 Millionen Euro verkauft.

Basquiat hätte gestaunt, dass sogar das, was er schnell und genervt in Italien produzierte, eines Tages die Kasse klingeln lassen würde. Es war keine gute Zeit, die er damals in Modena verbrachte – auch wenn es sein erster Schritt nach Europa war. Modena, Zürich, Rom und schließlich die Documenta 7. Das Jahr 1982 war für den gerade mal 21-jährigen Künstler aus New York extrem intensiv. Er war nicht nur der erste Afroamerikaner, der im westlichen und weißen Kunstbetrieb Karriere machte, sondern auch der jüngste Künstler, der je auf der Documenta ausgestellt hatte.

Die Fondation Beyeler in Basel hat nun eine kleine, aber erhellende Ausstellung zu Basquiat eingerichtet, die nur die großformatigen Bilder zeigt, die er in Modena malte oder besser: malen musste. Er hatte gerade in New York seine erste Ausstellung in der Galerie von Annina Nosei gemacht, die ihm einen ersten eigenen Arbeitsraum zur Verfügung stellte. Über Nosei wurde der italienische Galerist Emilio Mazzoli auf Basquiat aufmerksam und lud ihn ein nach Modena. Dort allerdings erwartete den New Yorker etwas, das er als Zwangsarbeit empfand. Mazzoli brachte ihn in eine Lagerhalle, wo bereits aufgespannte Leinwände auf Basquiat warteten. „Es war wie eine Fabrik, eine üble Fabrik“, meinte der später, „Ich hasste es. Ich wollte ein Star sein, kein Galeriemaskottchen.“

Kraftvoll und energisch

Die Arbeiten, die der 21-Jährige auf Kommando produzieren musste, sind nun zum ersten Mal gemeinsam ausgestellt. Es sind kraftvolle, energische Bilder, auf denen er Figuren, Tiere und Skelette eher lose auf der Fläche verteilt wurden. In Modena wurden sie seinerzeit nicht ausgestellt, der Galerist verkaufte sie sofort an Privatsammlungen – und bekam Krach mit Annina Nosei, die am Gewinn beteiligt werden wollte. Für die beiden war Basquiat vor allem ein lukratives Geschäft.

So lässt die Schau in der Fondation Beyeler ahnen, wie hemmungslos dieser viel zu junge und unerfahrene Maler ausgebeutet und vermarktet wurde von Händlern, für die er gerade richtig kam mit seiner wilden Malerei, die ungestüm alle Traditionen wegwischte.

Schon bald verabschiedete sich Basquiat von seinem Pseudonym „SAMO“, der Abkürzung für „same old shit“, was auf den Rassismus anspielte, dem Afroamerikaner in den USA ausgesetzt waren. Er hatte als Sprayer begonnen, der mit einem Freund im New Yorker Galerienviertel Soho Botschaften auf Fassaden und in U-Bahnen hinterließ, poetische und kritische Sätze. Er war ein kluger Kopf, kam aus einem kulturinteressierten Elternhaus, aber die Mutter hatte psychische Probleme, die die Familie auseinanderrissen. So lebte er hier und dort – bis er von heute auf morgen zum Künstler wurde und ihm die Käufer die Werke sogar unfertig aus den Händen rissen. Das schürte bei ihm „übermäßiges Selbstvertrauen“, wie er sagte, „ich hatte das Gefühl, auf dem richtige Weg zu sein.“

Es war ein kurzes, heftiges Leben. Basquiat ging fortan bei den großen Stars der Kunstwelt ein und aus und wurde hofiert – und kam doch nicht zurecht mit sich und diesem Leben. Er versuchte, seine Drogensucht zu überwinden und hatte sogar geplant, bei Schamanen Hilfe zu suchen. Dazu kam es nicht mehr. Mit nur 27 Jahren starb Basquiat an einer Überdosis Heroin. Dem Mythos hat es nicht geschadet – im Gegenteil.

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