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Elementar. Skulpturen von William Tucker in der Buchmann Galerie, Berlin 2015.

© dpa

Gallery Weekend Berlin: Ein perfektes Wochenende

Hochkarätige Sammler, Museumschefs aus aller Welt - und die Begeisterung für neue Räume: Das 11. Berliner Gallery Weekend war ein voller Erfolg.

Was bitte macht Glenn Lowry in Weißensee? Weshalb spaziert der Direktor des MoMA staunend durch die eben gerade so gefegten Ateliers von Jonas Burgert, Christian Achenbach und Zhivago Duncan in Weißensee? Weil diesen Künstlern beim Berliner Gallery Weekend ein kleines Wunder gelungen ist: Sie haben das nahezu perfekte Wochenende um jene Facette bereichert, für die einst alle in die Stadt kamen.

Etwa zur ersten, von Klaus Biesenbach kuratierten Biennale 1998 im Postfuhramt. Ein ruinöses Haus voller Kunst, frisch aus den Ateliers in die Oranienburger Straße verfrachtet. Das fühlte sich ähnlich aufregend an wie jetzt die üppige, absolut professionell kuratierte Atelierschau mit über 100 eingeladenen Künstlern. Alles Freunde von Freunden, teils hoch gehandelt wie Ron Mueck, Katja Strunz, Anri Sala oder Alicja Kwade, teils nur wenigen bekannt. Da wundert es nicht mehr, wenn Lowry zusammen mit Biesenbach durch die Hallen der ehemaligen Fabrik streift, um wieder dieses Gefühl zu haben: dass man ganz dicht an den Künstlern ist und an jenem Ort, wo sich Ideen in Bilder, Skulpturen oder Filme verwandeln. Da passt es dann auch, wenn ein paar Meter neben den MoMA-Granden eine Gruppe dänischer Sammler durch das verzweigte Gewölbe des alten Heizraums irrt.

Jonas Burgerts Atelierareal ist der Hotspot 2015. Aber ohne die klassischen Galerien ginge es auch nicht

Kein Zweifel, dass sie allein wegen dieser Monsterausstellung namens „Ngorongoro“ nicht nach Berlin aufgebrochen wären. Den Impuls dafür geben nach wie vor jene knapp 50 Galerien von Neugerriemschneider über Max Hetzler bis zu Esther Schipper, die offiziell am Gallery Weekend teilnehmen und für ein internationales wie überraschendes Programm sorgen. Wie gut es funktioniert, offenbart bloß die hartnäckige Nachfrage. Rote Punkte wie auf Messen nämlich findet man in den Ausstellungen so gut wie nie. Dennoch waren zahlreiche Arbeiten schon vor der Eröffnung vergeben.

Für die Sammler beginnt das Weekend längst am Mittwoch. Sie wissen, dass mit jedem Tag die Chance auf eine der begehrten Arbeiten sinkt. So weit die Routine, die kurz unterbrochen wird, weil einen die Orte immer wieder faszinieren. Wie bei Johann König, der nun seine ehemalige Kirche St. Agnes als Galerieraum offiziell eröffnet hat. Oder im ehemaligen Heizkraftwerk von Neu, wo die aus Schweden stammende Klara Lidén eine großartige Inszenierung aus Alltagsmaterialien geschaffen hat.

Und danach? Gibt es die Abendessen der Galerien und ein Dinner im Kronprinzenpalais. Hier wie dort wird gehandelt, was auch den Reiz von Berlin ausmacht. „Ngorongoro“ zum Beispiel. Oder jene Adressen, die „KubaParis“ als neue Zeitschrift für Kunst empfiehlt. Ihre Gründerinnen nennen auf der Website unter anderem Heit in der Eichendorffstraße 5 mit einer Soundinstallation von Linus Dutz. Dass auf der Seite auch das Logo des Gallery Weekends auftaucht, zeigt: Die Veranstalter wissen, was sie an Projekträumen wie Heit und selbst anarchischen Gegenbewegungen wie der von Burgert, Achenbach und Duncan haben, die Kunst zurück ins Atelier holen wollen. Ihre Energie ist für Berlin mindestens so wichtig wie die Anziehungskraft der international agierenden Galerien.

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