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Kultur: Ganz normal

Im Kino: die Komödie „Finnischer Tango“

Alex spielt Akkordeon in einem Tangotrio. Und er ist ein Egoist. Ein ziemlich großer sogar. Das zeigt sich spätestens, als Mitmusiker Tommy den Bus der Band in selbstmörderischer Absicht vor eine Mauer setzt. Denn da rettet Alex einzig und allein sein Instrument. Was mit den Kollegen ist, interessiert ihn nicht besonders. Allerdings hat der Egomane nun gleich mehrere Probleme. Denn mit der Band fehlen Schlafplatz, Freunde und Einkommen. Außerdem hat Alex den Unglücksbus auch noch von einer ziemlich humorlosen Metalkapelle geklaut.

Alex braucht Geld. Das Einzige, was ihm der Sachbearbeiter vom Arbeitsamt anbieten kann, ist ein Job als Musiker in einem Behindertentheater. „Finnischer Tango“ ist allerdings nicht unbedingt der erste Film, in dem ein Taugenichts im Angesicht besonderer Menschen seine Läuterung erlebt. Aber die Geschichte ist es auch gar nicht so sehr, die den dritten Spielfilm von Regisseurin Buket Alakus ausmacht. Es ist vor allem die Selbstverständlichkeit, mit der „Finnischer Tango“ das Personal seiner Behinderten-WG ganz normal nimmt und gleichzeitig eine Fülle skurriler Situationen aus dem Gemeinschaftsleben schöpft, ohne dabei permanent eine Botschaft hochzuhalten.

Ein Ensemble aus Behinderten und Nichtbehinderten ist es, das den „Finnischen Tango“ trägt. Nele Winkler, die die Marylin spielt, ist die Tochter von Angela Winkler. Sie hat das Down-Syndrom, was sie aber nicht davon abgehalten hat, in einer Fülle von Theaterproduktionen mitzuwirken. „Rudolph“ Fabian Busch kennt man zum Beispiel aus „23“, Christoph Bach (Alex) wird im Herbst als Rudi Dutschke in die Kinos kommen. Diese Mischung sorgt dafür, dass „Finnischer Tango“ durch die diversen Behindertentabus rasen kann und es schafft, jedem Einzelnen davon mit maximaler Gelassenheit zu begegnen. Neben Sex sind das Sterbehilfe oder das Abgeschobenwerden durch die Familie. Dass er als Komödie daherkommt, ist vielleicht das größte Verdienst von „Finnischer Tango“.Kai Kolwitz

Im Yorck/New Yorck, Hackesche Höfe, Broadway, Thalia, Filmtheater am Friedrichshain, Cinemaxx Potsdamer Platz.

Kai Kolwitz

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