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Kultur: Gefühlte Tropen

Wenn eine Musik in den CD-Regalen derzeit boomt, dann ist es Brazil. Vielleicht liegt es am erwarteten Kälteeinbruch oder am wachsenden Überseetourismus: Allüberall wird der säuselnde Copacabana-Sound feilgeboten.

Wenn eine Musik in den CD-Regalen derzeit boomt, dann ist es Brazil. Vielleicht liegt es am erwarteten Kälteeinbruch oder am wachsenden Überseetourismus: Allüberall wird der säuselnde Copacabana-Sound feilgeboten. Doch die unter dem dehnbaren Oberbegriff Lounge angebotene Säuselmusik erzielt oftmals eine ähnliche Wirkung wie die Jacobsen-Methode: Man schläft in kurzer Zeit ein. Vor Langeweile.

Dass brasilianische Musik mehr kann, das bewies noch vor wenigen Jahren ein DJ-Team, das ausgerechnet im unterkühlten Berlin beheimatet war. Jazzanova fingen als Geheimtipp im alten Delicious Doughnuts an. Südamerikanische Platten dienten den DJs ebenso als Material wie früher Acid-Jazz, weil die durchgetrommelten Rhythmen den aktuellen Musikstilen sehr nahe kamen: House, Drum&Bass oder, wie man damals sagte, TripHop. Der Produzent Michael Reinboth vom Compost-Label wurde auf das Berliner Trio aufmerksam, Bands wie Calexico standen mit Remix-Aufträgen Schlange. Nach drei Alben, die sich weit vom ursprünglichen Brazil- und Bossa-Nova-Material entfernten, durften die Berliner im vergangenen Jahr sogar beim altehrwürdigen Jazz-Label Blue Note veröffentlichen. Nur in Berlin machten sie sich rar.

Damit soll nach einem Jahr Plattenteller-Abstinenz nun Schluss sein: Am 2. Dezember startet eine neue Party-Reihe im 103-Club (Falckensteinstr. 43, ab 23.30 Uhr) . Zum Auftakt spielt das Londoner Kollektiv Bugz In The Attic, berühmt für eine wilde Mischung aus Drum&Bass, Fusion und House. An den Plattentellern stehen die Jazzanovas und DJ Miss Ill aus Paris, die Hip-Hop mit Breakbeats und Reggae vereint.

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