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Kultur: Gehirnwäsche

Zum Beispiel: "Besser gehts nicht""Die Kaktusblüte" damals, das war ein Kammerstück für Walter Matthau und Ingrid Bergman.Die widerspenstige Zähmung eines schrullig-erotomanen Zahnarztes durch sein sprechstundenhelfendes Mauerblümchen.

Zum Beispiel: "Besser gehts nicht""Die Kaktusblüte" damals, das war ein Kammerstück für Walter Matthau und Ingrid Bergman.Die widerspenstige Zähmung eines schrullig-erotomanen Zahnarztes durch sein sprechstundenhelfendes Mauerblümchen.Selbst das gute Ende wahrte noch die Würde des Lebemannes.Das ist jetzt anders geworden.Hollywood ist nicht mehr Hollywood.Zum Beispiel "Besser gehts nicht".Das ist jener Film, den hierzulande bereits in den ersten beiden Wochen eine Million Zuschauer sahen.Effektiver dampft nur die Hollywoodkatastrophe "Titanic".Für sieben Oscars wurde "Besser gehts nicht" nominiert."Bild" schreibt, wer diesen Film nicht mag, sei verrückt.In "Besser gehts nicht" schreibt Jack Nicholson als Melvin Udall Liebesromane aus feministischer Sicht.Jeder muß am Ende schließlich das schreiben, was andere Menschen lesen wollen.Natürlich ist Nicholson-Udall, man ahnt es, ein sehr reizbarer Mensch.Manche halten ihn gar für einen Zyniker, nur weil er bei gleichzeitiger Anwesenheit eines kläffenden Hundes und eines Müllschluckers das Nächstliegende tut.Und dieser Mann wird jetzt gebessert wie vormals der Zahnarzt.Nur so ganz anders.Man muß diesen Film gesehen haben, will man wissen, wie eine Gehirnwäsche funktioniert.Alle sind haltlos vor Lachen.Dabei ist "Besser gehts nicht" ein sehr trauriger Film.Oder ist es etwa lustig, wenn jemand, böse aber originell, nun plötzlich gut und langweilig werden soll und schließlich tatsächlich reibungslos funktioniert? Wenn er keine dummen Bemerkungen mehr machen darf, eine Therapie besuchen und Psychopharmaka schlucken muß? Nur um so zu werden, wie sich eine Kellnerin mit Retortenweltbild das Gute vorstellt? Wäre dies ein chinesischer Film ohne Jack Nicholson, wir hätten auf weltweite Empörung rechnen können: "Gleichschaltungsideologie" lautete dann das Urteil.Melvin Udall hat uns verlassen.Bei all seinen Fehlern, er war ein großer Mensch und hochneurotisch.Ein Künstler eben.Nie mehr wird er nun - dumm und gut - ein Buch schreiben können, nicht mal einen feministischen Liebesroman. K.D.

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