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Kultur: Genforschung: Das Ei und die Monster. Was die Teilnehmer am "Karlsruher Verfassungsgespräch" zum Thema zu sagen haben

Und noch eine Spitze gegen die Bundesministerin für Juristerei. Diesmal von der höchsten Juristin selbst: "Ich kann mich nur wundern, wie wohlfeil das Prädikat verfassungsfeindlich bereits verteilt wird", sagte Jutta Limbach.

Und noch eine Spitze gegen die Bundesministerin für Juristerei. Diesmal von der höchsten Juristin selbst: "Ich kann mich nur wundern, wie wohlfeil das Prädikat verfassungsfeindlich bereits verteilt wird", sagte Jutta Limbach. "Die Debatte über die Grenzen der Gentechnologie darf nicht nur juristisch geführt werden", mahnte die Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts in dieser Woche beim "Karlsruher Verfassungsgespräch".

Dass sie mit diesen Aussagen auch Justizministerin Herta Däubler-Gmelin meinte, die sich bei ihrer Argumentation gegen gewisse Bereiche der Gentechnik gern auf die Verfassung beruft, war allen Teilnehmern auf dem prominent besetzten Podium klar. Am Ende ihrer Ansprache forderte Limbach eine offene und breit geführte Diskussion in der Gesellschaft.

Stellvertretend für die Gesellschaft zeigten der frühere Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Ernst Benda (CDU), und der Philosoph Peter Sloterdijk in Karlsruhe schon einmal, wie kontrovers die gewünschte Debatte vermutlich verlaufen wird. Benda will bereits das befruchtete menschliche Ei unter den absoluten Schutz der Menschenwürde stellen; damit würde jede verbrauchende Forschung an befruchteten Eizellen verfassungswidrig. Die PID ist für Benda nichts anderes als Selektion von menschlichem Leben.

Ganz anders und fast schon ketzerisch argumentiert Sloterdijk, der bereits vor zwei Jahren mit kontroversen Thesen zur Gentechnik angeeckt ist. Sloterdijk lehnt den "Prinzipienbegriff Menschenwürde" als realitätsfern ab. Menschenwürde setze sich aus verschiedenen Faktoren zusammen und komme zuerst von der Mutter, die das Kind annehme. Er fordert deshalb eine abgestufte Menschenwürde und einen abgestuften Schutz des Lebens. Fast euphorisch warb der Philosoph dafür, die Chancen der neuen Technologie zu nutzen.

Wenigstens eine Angst versuchte Sloterdijk seinen Mit-Diskutanten in Form einer Prognose zu nehmen: Es werde keine "Halunkenwissenschaftler" geben, die auf einer Insel Monster züchten. Ob das die Kritiker beruhigt?

mfk, ukn

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