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Kultur: Gesang der Steine

Stadtschloss? Nein, Berlin braucht vitale Architektur

Berlin wirkt auch nach 15 Jahren Aufbau oft leer. Es gibt zu viele Zentren. Die Stadt wird aber nur dann ihre Dynamik und ihr Charisma entwickeln können, wenn zu einer großen Nutzungsvielfalt auch eine enorme Dichte kommt.

Wie gut, damit am Breitscheidplatz zu beginnen und die City West zu dem urbanen, Identität stiftenden Zentrum zu machen, das Berlin hier braucht. Dabei sollten endlich die geplanten Hochhäuser entstehen. Sie bieten die erforderliche Dichte und prägen das Stadtbild neu.

Mit Zweifeln sehe ich die Bemühungen der „Kritischen Rekonstruktion“ um ein Revival der Stadt des 19. Jahrhunderts. Berlin hat doch ein Lebensgefühl, das gar nicht in starre Geometrien hineinpasst. Rein bewahrende, bloß rückwärts gewandte Strategien verhindern Wachstum und Dynamik. Sie führen zu Lähmung und Schrumpfung. Berlin wünsche ich Wirtschaftskraft und den Mut zum kulturellen Umbau. Dabei gilt es Erkenntnisse umzusetzen, die garantiert unbeliebt machen: Wie viele Opern, Akademien, Planungsämter brauchen wir, wollen wir denn? Das setzt Energien für die Arbeit an der Zukunft frei.

Daher wäre der Wiederaufbau des Stadtschlosses das falsche Signal. Zu dem Berlin, das ich schätze, würde ein brillanter Neubau unter Verwendung der Reste des Palastes der Republik am besten passen. Wie weit könnte Berlin kommen, wenn die Verwaltung konsequent auf die Stärken der Stadt setzen würde: Vielfalt, Kreativität, Vitalität Tag und Nacht, große Dichte in den Zentren, Bewahrung der historischen Ensembles, aber Neues unbedingt zeitgenössisch.

Und wie sieht – nicht nur in Berlin – die Architektur von morgen aus? Das Haus der Zukunft ist eine Mischung aus Volumen und Flächen, Körpern und Licht, Speicherchips und Poesie. Es verbraucht weniger Energie und gibt weniger Emissionen ab. Es ist sensibel und reagiert auf seine Umwelt. Dabei drückt es den Aufwand für ein behagliches Innenklima auf ein Minimum.

Wir haben noch viel vor uns: Sprechen können unsere Häuser schon. Zurzeit versuchen wir Ihnen das Singen beizubringen – und danach vielleicht das Tanzen.

Eike Becker hat zuletzt das Friedrich- Carré (Friedrichstr. 148) entworfen. Er ist auch Vorsitzender der Kunst-Werke e.V..

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