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Nicht keine Experimente. Die Klangkünstler Maciej Sledziecki und Marion Wörle.

© Thilo Rückeis

"Ghost Tape XI" in den Uferhallen: Flaches Gewaber

Mit „Ghost Tape XI“ versuchen die Elektromusiker Marion Wörle und Maciej Sledziecki in den Grenzbereich musikalischer Folter vorzudringen. Das gelingt nicht.

Wie so vieles ist auch die Klangerzeugung stets auf ihre militärische Verwertbarkeit hin untersucht worden – von den Posaunen von Jericho über Odysseus’ Begegnung mit den Sirenen bis hin zu den Ghost Tapes, mit denen das US-Militär die Stimmen Verstorbener nachzuahmen und damit die Vietkong einzuschüchtern trachtete; physische und psychische Kriegsführung allenthalben. Nun machten die Elektromusikerin Marion Wörle und der Gitarrist Maciej Sledziecki dies zum Thema ihres Musiktheaterprojekts „Ghost Tape XI“, mit dem sie in den Uferhallen gastierten. Aufregend etwa die Erfahrung, wie die Schwingungen tieffrequenten Infraschalls bald bedenklich mit dem eigenen Herzschlag konkurrieren – wobei diese wie andere Demonstrationen musikalischer Foltermethoden zum Glück kurz und harmlos bleiben.

Was der Performance allerdings fehlt, ist ein erzählerischer Faden und der Sinn für Spannung in der Bühnenaktion. Zwar versucht Christian Reiner, die Zwischentexte aus Mythen und Militärpapieren durch Flüstern, Stottern und rhythmisiertes Sprechen dramatisch aufzuladen, während Videos (Jacques André Dupont) und Lichtregie (Catalina Fernández) Marschrhythmen und nachgeahmte Sirenenklänge abstrakt bebildern.

Doch zur Auslotung jenes Grenzbereichs, in dem Lust an der Manipulation durch Musik in Gewalt umschlägt, dringt die Sache nicht vor. Auch werden einzelne Stationen von Zwischenmusiken für Laptop, Schlagzeug und E-Gitarre zwar angesteuert, aber nicht stringent verbunden. So wirkt das Ganze bloß wie eine Fahrt auf einer optisch-akustischen Geisterbahn.

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