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Kultur: Glaube, Liebe, Trennung

In der heimischen Promarkt-Filiale wird Mariah Carey unter der Rubrik "Black Music" einsortiert. Auf der kleinformatigen CD-Hülle erstrahlt ihr Antlitz trotz freizügiger Bekleidung wie ein Heiligenbildchen umgeben von der Aura des Unwirklichen.

In der heimischen Promarkt-Filiale wird Mariah Carey unter der Rubrik "Black Music" einsortiert. Auf der kleinformatigen CD-Hülle erstrahlt ihr Antlitz trotz freizügiger Bekleidung wie ein Heiligenbildchen umgeben von der Aura des Unwirklichen. Als Tochter einer irisch-amerikanischen Opernsängerin und eines venezuelanischen Vaters und ausgestattet mit einem Whitney Houston vergleichbaren Stimmvolumen fällt Mariah Carey nicht nur optisch durch die Ethno-Raster der Popkultur. Mit 150 Millionen Platten wurde sie als erfolgreichste Musikinterpretin der 90er mehrfach in Gold und Platin eingefasst. Doch nur die Charts anzuführen, reicht Carey nicht. Nun soll die Fangemeinde auch noch ins Kino gehen.

Nur die wenigsten Popstars überleben jedoch den Transfer vom CD-Cover ins Breitwandformat. Mariah Carey gehört nicht dazu, auch wenn ihr Ohr-zu-Ohr-Lächeln das Cinemascope mühelos ausfüllt. In "Glitter" von Vondie Curtis Hall bahnt sie sich als Waisenheimkind von ganz unten ihren Weg zum Ruhm durch die beinharte Musikbranche der 80er Jahre. Als Background-Sängerin wird ihre Billie Frank von dem gutherzigen Disco-DJ Dice (Max Beesley) entdeckt. Gemeinsam nehmen die beiden Billies Solokarriere und ihre romantische Liebesbeziehung in Angriff. Der Traum vom Konzert im Madison-Square-Garden rückt mit jeder Filmminute näher. Aber der Wind weht hart in der Musikbranche und treibt die Liebenden auseinander. Treue. Liebe. Trennung. Dem kleinen Universum der Carey-Songs bleibt auch der Film eng verbunden.

Vondie Curtis Hall setzt auf Zeitlupenaufnahmen, während im Off die Ohrwürmer des neuen Carey-Albums heruntergeleiert werden. Von der Popdiva zur Charakterdarstellerin ist es ein weiter Weg. Mariah Carey hat ihn noch in voller Länge vor sich. Ihr Filmpartner Max Beesley ist bei der Kompensation schauspielerischen Unvermögens keine Hilfe, auch wenn das Drehbuch um Unterforderung bemüht ist. Die Handlung kriecht von einer Vorhersehbarkeit zur nächsten und zerdehnt den Videoclip-Plot auf 104 Kinominuten.

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