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Kultur: Glück in Glas und Bronze

Sprungbrett für Berliner: die „Young Art Fair“-Liste.

Dem Galeristen Oliver Croy steht die Zufriedenheit ins Gesicht geschrieben. Seine Galerie Croy Nielsen befindet sich in Berlin-Mitte, nun teilt er sich im dritten Stock der ehemaligen Warteck-Brauerei einen Raum mit der Konkurrenz aus London. „The Young Art Fair“-Liste hat gerufen, über 350 Galerien bewarben sich, 64 wurden 2012 angenommen.

Es ist eng und stickig. Croy hat auf den Kanadier Hugh Scott-Douglas, Jahrgang 1988 gesetzt. Der Künstler schneidet abstrakte Muster aus digitalen Vorlagen per Laser in Leinwände und kombiniert sie mit Diaprojektionen aus dem Ausgangsmaterial. Mit 18 000 Euro pro Arbeit ist das von der Messeleitung angesetzte Preislimit fast erreicht, dennoch hat Croy bereits zwei Arbeiten verkauft, bevor die Liste eröffnet ist. Auch Christian Siekmeier von Exile in der Skalitzer Straße ist erleichtert. Er präsentiert TM Davy, einen jungen Maler aus New York. Von den à la Caravaggio gemalten Hinguckern (9500 bis 13 000 Euro) konnte er in den ersten Stunden bereits drei verkaufen. „Wir haben Glück“, strahlt Liste-Macher Peter Bläuer, „die Sammler vertrauen darauf, dass wir für Qualität stehen.“

Zufrieden mit dem Geschäft sind fast alle, auch Silvie Jo Buschmann von der Galerie Circus. Sie konnte die aparte Wandarbeit "A time to remember" (2012), eine gefaltete, mit weißem Acryl getränkte Leinwand, von Sophie Bueno-Boutellier für 8000 Euro verkaufen. Die junge Französin steht für eine ganze Reihe junger Künstlerinnen, die sich aufmachen, Kunstgeschichte zu schreiben. Die Liste ist ein Sprungbrett dafür. Mit Witz und Können loten sie die Gattungsgrenzen aus. Die 34-jährige Kanadierin Kara Uzelman mit Fotoarbeiten (je 1600 Euro) und einem surrealen Radiotischarrangement (4000 Euro) bei Sommer und Kohl, Berlin, Sara Bakers fragile Stahl-Glas-Konstruktionen (7000 bis 9500 Euro) bei Mary Mary, London, oder die Stahlfigurinen von Vanessa Safavi, wie Baker 1980 geboren, bei Chert aus Kreuzberg (je 4000 Euro).

Ein findiges Spiel zwischen Konkret und Abstrakt betreibt die in Berlin lebende Kanadierin Shannon Bool, Jahrgang 1972, vertreten durch die Karlsruher Galerie Kadel Willborn: Ihre Stahlobjekte bilden die Gitterstäbe eines Pankower Frauengefängnisses ab, darauf platzierte sie die Habseligkeiten der Insassinnen in Bronze (7000 bis 8500 Euro). Zur Riege der Jungen gehört auch die Britin Becky Beasley, die sich mit ihrer Mailänder Galerie neue Vertriebswege einfallen ließ: Ihre gebündelten Survival-Kits in Bronze lassen sich für 6000 Euro erwerben; ab einem Mindestgebot von 10 Euro kann man sie in der Ausgangsform aber auch über das Internet ersteigern. Einige Gebote lagen schon am Dienstag bei 400 Euro. Die Konkurrenz schläft nicht. Max Glauner

Max Glauner

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