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Goudstikker-Erbschaft: Zwischen Rechtsanspruch und Großzügigkeit

Die wertvollen Werke aus der so genannten Goudstikker-Sammlung hatten eine Geschichte voller Wirrungen hinter sich, bevor sie jetzt auf die Verkaufsliste des Aktionshauses Christie's kamen.

Den Haag - Die erste von drei geplanten Versteigerungen war am Donnerstag in New York vorgesehen. Der Jude Jacques Goudstikker war der wichtigste Kunsthändler in den Niederlanden, als 1940 die Nationalsozialisten das Land besetzten. Er verunglückte tödlich auf einem Schiff, das ihn ins Exil bringen sollte.

Goudstikkers Angestellte verkauften - ohne Einwilligung der vor den Nazis geflüchteten Familie - die Firma, ihre Immobilien und den Warenvorrat von mindestens 1113 Gemälden für den Spottpreis von 2,5 Millionen Gulden. Käufer waren der deutsche Kunsthändler Alois Miedl, der die Firma weiterführte, und der für seine Raffsucht bekannte Reichsmarschall Hermann Göring. Nach dem Krieg nahm der niederländische Staat den Miedl-Anteil als "feindliches Vermögen" in Beschlag. Bilder aus dem Göring-Besitz tauchten in Deutschland auf und wurden von den Alliierten an die Niederlande übergeben.

Regierung ändert Rückgabe-Politik

Nach langen Verhandlungen schloss der niederländische Staat 1952 mit Goudstikkers Witwe einen Vergleich über den Teil der Bilder, der in Miedls Besitz gekommen war. Auf jene Werke, die in Görings Hände gelangt waren, erhob die Witwe damals keinen Anspruch, gab ihn jedoch nie ausdrücklich auf. 1998 klagte sie auf Herausgabe, wurde jedoch von einem Gericht in Den Haag aus formalen Gründen wegen Fristüberschreitung abgewiesen.

Angesichts der öffentlichen Debatten über die so genannte Raubkunst änderten die Niederlande jedoch kurz darauf die oft als engherzig kritisierte Rückgabe-Politik. Auf Grund der Empfehlung einer unabhängigen Kommission, aber ohne Anerkennung eines Rechtsanspruchs, erhielt die heutige Erbin Goudstikkers, Marei von Saher, Ende letzten Jahres 202 wertvolle Bilder zurück. Die Meisterwerke hingen zuvor in renommierten Museen oder zierten niederländische Botschaften in der ganzen Welt. Nach dem Umfang und dem Wert von geschätzt 100 Millionen Euro ist es die größte Rückgabe-Aktion in der niederländischen Geschichte. Im Februar wurde bekannt, dass mehr als die Hälfte davon an die von den Erben eingesetzten Rechtsanwälte geht. (tso/dpa)

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