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Kultur: Halbe Punktzahl

KABARETT

Zwei Erkenntnisse vorweg: Arnulf Rating fungiert als sein eigener Warm-Upper. Und: Ohne Mikrofon ist er besser. Zu Beginn funktioniert es noch, Rating spricht schnell, sehr schnell, eben gerade so, als wolle er warm werden, aber noch zünden die Gags seines Programms „Alles Prima“ (Wühlmäuse, bis 8. Januar) eher selten. Dann, nach zwanzig Minuten, ein Knistern, und das Mikro verabschiedet sich vorerst aus der Vorstellung – dafür erhöht Rating in Ein-Mann-Sketchen die Trefferquote. Bissig und mit minimalem Aufwand pointiert er das Paradox seiner Ich-AG, indem er zwischen den gespaltenenen Persönlichkeiten als Betriebsrat, Vorstandsvorsitzender und Aufsichtsrat vermittelt. Identitätswechsel im Eiltempo.

Nach der Pause ist das Mikro wieder an – dafür ist die Luft wieder raus. Der Gewinner des Kleinkunstpreises 2003 bekalauert die Fußball-WM 2002 und auch sonst Verjährtes: Olli Kahn ist es eben gewohnt, alle Bälle festzuhalten, und Dieter Bohlen hat das Brett vorm Kopf schon im Namen. Alles schon gehört. Gemurre im Publikum, als der Westfale nach dem Möllemann-Absturz dann mit dem Anna-Lind-Attentat ein weiteres Tabuthema angeht: In Schweden werde die Demokratie nicht mehr per Kreuz, sondern per Fadenkreuz ausgeübt. Das ist zwar irgendwie politisch, unkorrekt allemal, geschmacklos aber leider auch. Doch das ehemalige Mitglied der Kabarett-Truppe „Die Drei Tornados“ ist schon zu lange auf der Bühne, um nicht ausreichend publikumswirksame Rollen im Repertoire zu haben: Glänzend gibt er den Vertreter des „Democracy on demand“-Kataloges, den Beamten Majowski und immer wieder seine alternde Jugendliebe Sylvia Klottenkamp. Ein Abend mit zwei schwachen und zwei starken Vierteln: Halbe Punktzahl auf der Rating-Skala.

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