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Handschriften-Verkauf: Weitreichende Kritik aus aller Welt

Trotz nationaler und internationaler Proteste hält das baden-württembergische Kunstministerium am geplanten Verkauf wertvoller Handschriften der Badischen Landesbibliothek fest.

Karlsruhe/Stuttgart - Die von Kunstminister Peter Frankenberg (CDU) vorgegebene Linie gelte "nach wie vor", weil sie "richtig und begründet" sei, sagte Ministeriumssprecher Gunther Schanz in Stuttgart. Unterdessen hagelte es weiter Kritik an dem Vorhaben.

Die Schriftstellervereinigung PEN Deutschland monierte, die Veräußerung wäre "eine eklatante Verletzung der staatlichen Pflicht", Kulturgüter in öffentlichem Besitz zu erhalten. Mittelalterliche Handschriften seien "keine Verfügungsmasse, die gehandelt werden darf". Sie gehörten zum kulturellen Erbe, für das jede Regierung nur als Sachwalter und Treuhänder auftreten dürfe.

Protest von Freiburger Erzbischof

Der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch protestierte in einem Brief an Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) gegen die Verkaufspläne. Er befürchtete, dass von dem Verkauf auch Bestände betroffen seien, die bei der Auflösung der Klöster vor 200 Jahren vom Markgräflichen Haus Baden übernommen worden waren. Dazu zählten die bedeutendsten Handschriften der Bibliotheken der Klöster von St. Peter im Schwarzwald und von St. Blasien. "Alle diese Handschriften dokumentieren den bedeutenden kulturellen, wissenschaftlichen und historischen Beitrag, den die Klöster für unser Land und für die Kirche im Südwesten Deutschlands geleistet haben", betonte Zollitsch.

Auch der Direktor der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe, Peter Michael Ehrle, stellte sich gegen die Landesregierung. Die Handschriften hätten eine so herausragende Bedeutung, "dass kein einziges Stück veräußert werden dürfte", sagte Ehrle. Jede der etwa 3600 Handschriften sei ein Unikat. Es handle sich um ein "historisch gewachsenes Ensemble von internationalem Rang, das in seiner Gesamtheit erhalten bleiben muss", betonte er.

Handschriften von Internationaler Bedeutung

Nach Angaben des Ministeriumssprechers wird in "allernächster Zeit" ein Expertengremium zusammentreten und sich "mit den Pros und Contras" des Vorhabens befassen, das "bisher noch nicht endgültig beschlossen" sei. Dem Ministerium sei von Anfang an klar gewesen, dass "die Materie umstritten" sei und unterschiedliche Meinungen hervorrufen werde.

Das Land will im Rahmen eines Vergleichs mit dem Markgrafenhaus Baden über ungeklärte Eigentumsverhältnisse Handschriften im Wert von rund 70 Millionen Euro veräußern. Mit dem Erlös soll der Adelsfamilie der Erhalt und die Sanierung von Schloss Salem am Bodensee ermöglicht werden. (tso/ddp)

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