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Anschlagskünstler. Der Pianist Jean-Yves Thibaudet.

© Kasskara/Decca

Hannu Lintu mit dem DSO: Fest der Farben

Das Deutsche Symphonie-Orchester überzeugt unter dem finnischen Dirigenten Hannu Lintu in der Philharmonie. Am Flügel: Jean-Yves Thibaudet.

Es ist ein rechtes Fest der Klangfarben, das das Deutsche Symphonie-Orchester (DSO) in den grauen November platziert. Mit dem finnischen Dirigenten Hannu Lintu hat es dafür auch den richtigen Mann ans Pult geladen. Seine unprätentiöse Kunst, die nicht versucht, dem Publikum zu vermitteln, was es zu fühlen habe, und die es mit sparsamen Gesten doch vermag, doppelte Emotion und Leuchtkraft vom Orchester abzurufen, entfaltet sich bereits bei Debussys „Prélude à l’après-midi d’un faune“: Lintu lässt das impressionistische Stück nicht formlos zerstäuben, sondern arbeitet mit satten Farben und vergisst bei aller Klangpoesie nicht, eine stete Spannung aus deutlich in Szene gesetzten harmonischen und motivischen Ereignissen zu erzeugen.

Vom Reiz der Instrumentation lebt auch das 2009 entstandene Klavierkonzert „Er Huang“ des Messiaen-Schülers Qigang Chen, für das Jean-Yves Thibaudet am Flügel Platz nimmt. Eine Melodie aus einer Pekingoper variierend, beginnt Stück das meditativ und ein wenig an Satie erinnernd. Bei der weiteren Inszenierung der Melodie und der Gestaltung einer zentralen Steigerung wendet Qigang Chen durchaus Rezepte aus klassischer Filmmusik und Symphonik an (ein Abschnitt ist auch offen „Nostalgic“ betitelt), doch hält er das Interesse stets durch sparsame instrumentatorische Farbtupfer, plötzlich aus dem farbigen Tutti überhängende Streicher- oder Bläserklänge oder geschickte Täuschungsmanöver in der Steigerung wach.

Extrovertiert virtuos darf sich Thibaudet in Gershwins „I Got Rhythm“-Variationen geben. Hier wirkt der jazzerfahrene Pianist mit dem federleichten präzisen Anschlag amerikanischer als Lintu, dessen saftiger Big-Band-Sound mit seinen schweren Akzenten etwas an finnische Tanzkapellen erinnert. Einen starken Abschluss setzten Dirigent und Orchester mit Bartóks „Konzert für Orchester“, das hier seinen Namen vollauf verdient: Eine stete Spannung in der komplexen Struktur aufrechterhaltend, gelingen den Musikern traumhafte Überblendungen der unterschiedlichsten Bläser-, Streicher- und Mischklänge, während Lintu eine höchst überzeugende Balance zwischen geheimnisvoller Groteske, deftigem Folkeinschlag und tröstenden Choralelementen erzeugt.

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