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Hans Otto Theater: Laufenberg bringt "Die Satanischen Verse" auf die Bühne

Der Regisseur Uwe Laufenberg versucht sich an einer schweren Kost. Ein Teil der Muslime hält das Buch für Gotteslästerung. Die brandenburgische Polizei bereitet sich derweil auf Sicherheitsmaßnahmen vor.

In der öffentlichen Diskussion um die "Satanischen Verse" des indisch-britischen Schriftstellers Salman Rushdie stört den Theaterregisseur Uwe Eric Laufenberg eines: "Das Buch wird verflucht, verteufelt und verurteilt, ohne dass man es genau kennt", sagt Laufenberg. Tatsächlich ist das Werk vor allem wegen der Morddrohungen radikaler Islamisten gegen Rushdie berühmt, der deswegen jahrelang untertauchen musste. Um den Inhalt des Romans in den Vordergrund zu rücken, bringt Intendant Laufenberg "Die Satanischen Verse" erstmals im Theater auf die Bühne. Das Stück feiert am 30. März seine Uraufführung im Hans Otto Theater Potsdam.

In "Die Satanischen Verse" fallen zwei Inder, der Schauspieler Gibril und der Stimmenimitator Saladin, nach der Explosion eines Flugzeuges über London vom Himmel. Gibril wandelt sich nach dem Absturz zum Engel, Saladin zum Satan. Am Beispiel von Gibril und Saladin philosophiert Rushdie über gesellschaftliche Werte und Grundfragen der Menschheit. Er begleitet seine Protagonisten durch die moderne sowie durch die archaische Welt. In die Erzählung über Gibril und Saladin eingebettet ist die Geschichte des islamischen Propheten Mohammed, der im Roman Mahound heißt.

Handelt sich Laufenberg den Zorn der Muslime ein?

Mit seiner Darstellung des Mohammed handelte sich Rushdie den Zorn der Muslime ein. 1989 belegte ihn der iranische Staatschef und Religionsgelehrte Ayatollah Khomeini mit einer Fatwa. Damit wurden Muslime auf aller Welt zur Tötung des Schriftstellers aufgefordert. Auch Verlage wurden bedroht und Übersetzer ermordet. Der heute 60-Jährige lebte mehrere Jahre unter Polizeischutz und an ständig wechselnden Wohnorten. In Indien und islamischen Ländern wurden "Die Satanischen Verse" verboten. In Deutschland wurde die Übersetzung von einem eigens gegründeten Kollektivverlag herausgegeben.

Als der Autor Günter Wallraff im vergangenen Jahr plante, in einer Kölner Moschee aus den "Satanischen Versen" zu lesen, wurde er nach eigener Aussage von islamistischen Extremisten mit dem Tod bedroht. Und so mag man den Theatermacher Laufenberg wahlweise mutig und aufklärerisch oder auch verrückt nennen. Denn auch seine Inszenierung könnte Proteste von Muslimen auslösen - man denke an den Mohammed-Karikaturenstreit, die Absetzung der Mozart-Oper "Idomeneo" an der Deutschen Oper Berlin aus Angst vor islamistischen Anschlägen oder jüngst die Schließung einer Satire-Ausstellung der dänischen Künstlergruppe "Surrend" in Berlin. Die die Leitung des Hans Otto Theaters und die Potsdamer Polizei haben deshalb auch über mögliche Gefährdungen miteinander gesprochen.

Rushdie: "Die Aufgabe des Künstlers ist, dass Unnennbare zu benennen"

Laufenberg betont jedoch, Sicherheitsbedenken hätten weder er noch sein Schauspielteam. "Ich denke, dass wir uns in einer freien Gesellschaft bewegen, die uns notfalls schützen würde", sagt er. Und falls ihm Kritiker vorwerfen, er provoziere Gewalt und habe sich doch auch ein anderes Stück aussuchen können, hat er schon eine Antwort aus den "Satanischen Versen" parat: "Die Aufgabe des Künstlers ist, dass Unnennbare zu benennen, Betrug aufzudecken, Stellung zu beziehen, Auseinandersetzungen in Gang zu bringen, die Welt zu gestalten und sie am Einschlafen zu hindern."

Die 720 Seiten dicken "Satanischen Verse" sind übrigens keine leichte literarische Kost und es darf als Kunststück gelten, den Roman beim ersten Lesen vollends zu verstehen. Laufenberg, der sich ziemlich genau an die Romanvorlage hält, ist jedoch überzeugt, seinem Publikum nicht zu viel zuzumuten. "Das Buch wird gerade in der Anschauung, wenn es von Schauspielern in konkreten Situationen gespielt wird, sehr viel deutlicher als beim Lesen", sagt er. "Man kann also mit weniger Anstrengung im Theater ein Buch kennenlernen, das weltberühmt ist und das nur wenige kennen."

Nach der Premiere am 30. März werden "Die Satanischen Verse" noch an folgenden Tagen gezeigt: 2. April, 8. April, 12. April, 23. April, 8. Mai, 15. Mai und 23. Mai.

Nadine Emmerich[ddp]

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