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Harry Styles in Berlin.

© DAVIDS/Christina Kratsch

Harry Styles im Tempodrom: Sing’s durch die Blume

Mit One Direction hat er über zwanzig Millionen Platten verkauft, jetzt überzeugt er mit seinem ersten Soloalbum: Harry Styles rockt das Tempodrom.

Puh, das war knapp: Vor zehn Tagen wäre Harry Styles’ Welttournee fast in London vorzeitig zu Ende gegangen. Dort geriet der Ex-One-Direction-Sänger nämlich ins Straucheln, konnte sich gerade noch am Mikrofonständer festklammern, um nicht von der Bühne zu kippen. Er war auf einer Kiwi ausgerutscht, die jemand aus dem Saal auf die Bühne geworfen hatte – passend zum gleichnamigen Song.

Am Dienstag verzichten die Fans bei Styles’ Berliner Auftritt auf Südfrüchte. Dafür haben sie Blumen mitgebracht, Rosen, Gerbera und Nelken, die sie auf ihn regnen lassen – weil er doch auch so schön ist wie das blühende Leben. Girls, Girls, Girls drängen sich im restlos ausverkauften Tempodrom, die wenigsten von ihnen sind volljährig, viele kommen auch aus Polen, schwenken begeistert weiß-rote Tücher und Flaggen.

Mit One Direction hat Harry Styles über zwanzig Millionen Platten verkauft, seit die Boyband eine „kreative Pause“ einlegt, konnte er beweisen, dass er nicht nur die Rolle des Mädchenschwarms beherrscht. Im Kriegsfilm „Dunkirk“ hatte der 23-Jährige einen starken Auftritt, und auch sein erstes Soloalbum klingt ziemlich erwachsen. Und nach der Musik, die schon seine Eltern mochten, nach Bowie, Prince, Fleetwood Mac, den Beatles. Live klingt Styles’ Stimme dunkler als auf dem Album, seine Begleitband sorgt für druckvolle Beats, besonders die Drummerin treibt die Songs an, gibt ihnen Kraft.

Immer noch der guy next door

Zwei ruhige Nummern vom Album machen den Anfang, dann ruft Harry Styles: „Are you ready to make some noise?“, und schon geht die wilde, fröhliche Teenie-Party ab, mit dem Reggae-lastigen „Woman“, dem rockigen „Angel“. Beim Mutter-Sohn-Song „Sweet Creature“ halten die Fans Hunderte Schilder mit Liebesschwüren hoch.

Tatsächlich nimmt man Harry Styles ab, dass er immer noch der guy next door ist, der nette Typ aus einem Dorf bei Manchester, der als Schüler samstags beim Bäcker Brötchen verkauft hat, bevor „The X Factor“ sein Leben umkrempelte. Der Kontakt zu den Fans ist da, der Sänger schwärmt, dass er hier in Berlin ganz besondere vibrations spüre, dass dieser Abend auch für ihn magisch sei – und er im nächsten Jahr unbedingt wiederkommen wolle. Das Kreischen im Saal erreicht Orkanstärke.

Nach Fleetwood Macs „The Chain“ und den beiden One-Direction-Covern „Stockholm Syndrome“ sowie „What Makes You Beautiful“ kommt dann endlich, worauf alle unter dem Zeltdach gewartet haben: „Sign of the Times“, Harry Styles’ Monstersong, berührend, hymnisch, klug. Der erste Schritt in Richtung Emanzipation vom Boyband-Schnuckel-Image ist geschafft.

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