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Kultur: Heimatklänge: Der Rest ist Tanzen

Kein Son, kein Bolero, keine Salsa. Omar Sosa kommt zwar aus Kuba, aber weder schlägt er in die Kerbe des Buena Vista Social Club, noch frönt er dem verwässerten Gegenüber aus Miami.

Kein Son, kein Bolero, keine Salsa. Omar Sosa kommt zwar aus Kuba, aber weder schlägt er in die Kerbe des Buena Vista Social Club, noch frönt er dem verwässerten Gegenüber aus Miami. Der Pianist feiert seine eigene Musik: Von den alten Herren lässt er sich nicht an die Kette legen, stattdessen präsentiert er einen explosiven Mix aus Jazz, Afro-Beats und HipHop. Sosa, den es im Exil erst nach San Francisco, dann nach Barcelona verschlagen hat, verarbeitet MC Hammer und Coltranes Africa-Sessions in einer Band, die Musiker aus Kuba, den USA, Venezuela und Mali vereint. Es ist ein aufregendes Miteinander, das vor allem auf perkussive Akzente setzt. Darin zeigt sich Sosa, der im weißen Gewand eines imaginären Santería-Priesters auftritt, als Verwandter der modernen kubanischen Timberos, der rappenden Enkel des Mambo. Jeder Musiker fällt in einen Rausch ständiger Bewegung. Sosa trommelt auf den Flügel, dann eilt er ans Balafon. Der Saxofonist greift unablässig zu verschiedenen Holzblasinstrumenten. Und die kubanische Sängerin kombiniert Scat-Gesang mit rotierenden Hüften und Schultern. Wen stört es da, dass ihre Stimme flach klingt? Hauptsache, sie ist aufgekratzt. Im Tempodrom wird Sosa zum Partylöwen: Rap und Repetition, Effekthascherei durch oft simple Akkorde, Versatzstücke aus allzu Bekanntem lassen den kreativen Regenbogen des Künstlers etwas verblassen. Doch der durchschlagenden Fiesta zwischen den Kontinenten und Klangfarben tut das keinen Abbruch.

Roman Rhode

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