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Heine-Preis: Handke setzt sich zur Wehr

Nach dem Eklat um Peter Handke wird es nach Ansicht von Nordrhein-Westfalens Kultur-Staatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff in diesem Jahr keinen Träger des Heinrich-Heine-Preises geben. Handke selbst zeigt sich verwundert.

Düsseldorf - Weder werde Handke, dem die Auszeichnung von einer Jury am 20. Mai zugesprochen worden war, die Auszeichnung erhalten, noch werde sie neu vergeben, sagte er am Donnerstag im Deutschlandradio Kultur. Die Parteien im Düsseldorfer Rathaus wollen die Entscheidung der Jury für Handke nicht bestätigen. Am Donnerstag befasste sich der Kulturausschuss des Stadtrats mit dem Thema.

Das PEN-Zentrum Deutschland kritisierte unterdessen die Debatte um die Vergabe des Heine-Preises als «unwürdiges Schauspiel». Der Autorenverband warf dem Stadtrat vor, sich in die Entscheidung einer unabhängigen Jury einzumischen, die von der Stadt selbst berufen worden sei. «Wer eine Jury bestellt, sollte ihre Entscheidungen auch dann hinnehmen, wenn sie ihm nicht passen», sagte Generalsekretär des PEN-Zentrums Deutschland, Wilfried F. Schoeller in Darmstadt.

Dagegen verteidigte Grosse-Brockhoff das geplante Veto des Düsseldorfer Stadtrats gegen die Preisverleihung an Handke. Es sei das «gute Recht» der Ratsfraktionen, die notwendige Bestätigung zu verweigern. Die Jury habe die «ganz klaren Vorgaben» der Preisbestimmungen nicht eingehalten. Da der Preis noch gar nicht anerkannt worden sei, könne auch von einer Aberkennung der Auszeichnung keine Rede sein. Der Staatssekretär ist Mitglied der Preis-Jury. Bei der entscheidenden Sitzung hatte er allerdings gefehlt.

Handke, dem pro-serbische Positionen vorgeworfen werden, hat sich am Donnerstag in der «Süddeutschen Zeitung» zur Wehr gesetzt. In dem Zeitungsbeitrag bezeichnete er das serbische Massaker an Muslimen im Juli 1995 in Srebrenica als «schlimmstes Verbrechen gegen die Menschlichkeit, das in Europa nach dem Krieg begangen wurde». Zugleich forderte er, bei den Tatsachen des Bürgerkriegs im ehemaligen Jugoslawien zu bleiben. Es habe nicht nur bosno-serbische Gefangenenlager gegeben, sondern auch kroatische und muslimische Lager. Mit der «blindlings» und «mechanisch» erfolgenden Schuldzuweisung an die Serben sollte aufgehört werden.

Verwundert zeigt sich Handke auch über den erneut erhobenen Vorwurf der Holocaust-Relativierung. Seinen kritisierten Satz, «die Serben sind noch größere Opfer als die Juden», habe er 1999 sofort korrigiert. Damals sei seine Richtigstellung akzeptiert worden. «Warum jetzt nicht mehr?». NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) hatte Handke am Mittwoch als «für den Heine-Preis nicht preiswürdig» bezeichnet, weil der Schriftsteller den Holocaust relativiere. (tso/dpa)

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