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Kultur: Herbstblätter

Meisterin der moderaten Preise: Auktion im Hause Lehr

Wenngleich die Stimmung bei Einlieferern wie auch bei den Käufern herbstlich verhalten war, konnte das Berliner Auktionshaus Lehr mit 81 Prozent erneut eine hohe Zuschlagsquote verbuchen. Lediglich bei sieben Werken lagen die Taxen über 10 000 Euro, von denen drei zurückgingen und die übrigen vier den Zuschlag unterhalb ihrer Schätzpreise bekamen. Gerade in kriselnden Zeiten erweist sich Irene Lehr einmal mehr als Meisterin der moderaten Preise, die summa summarum aber einen Rekordumsatz von 590 000 Euro einbrachten.

Heftige Bewegungen gab es im Bereich der Kunst ostdeutscher Provenienz, wo das Angebot des Dresdener Realisten Curt Querner zwar weniger spektakulär als im Frühjahr ausfiel, jedoch mit bis zu 8500 Euro solide Zuschläge erzielte. Eine nächtliche Öllandschaft von Bernhard Heisig für 8000 Euro sowie Zeichnungen und Grafiken von Werner Tübke und Wolfgang Mattheuer fanden ebenso Liebhaber wie nahezu alle 29 Lose der Individualisten Carlfriedrich Claus und Gerhard Altenbourg, dessen magische Zeichnung „Versunken, versunken“ für 10 000 Euro an einen Berliner Sammler ging. Erstauntes Raunen rief ein Bildnis von Volker Stelzmann hervor. Das düstere „Selbstporträt mit Erkennungsmarke“ aus dem Jahre 1975 verbuchte bei vorab veranschlagten 2500 Euro bereits vor der Auktion zahlreiche Gebote und wurde gleich mit 6000 Euro aufgerufen, die allerdings niemand im Saal überbieten wollte.

Ungewöhnlichen Anklang fanden dieses Mal neun Grafik-Mappen, die zwischen 150 und 2200 Euro Käufer fanden und mit der Edition des Weimarer Bauhauses – neben einer Zeichnung von George Grosz – einen der Höhepunkte der Herbstauktion bildeten. Das exzellente Konvolut von 14 Original-

George Grosz’ intime wie derb-erotische „Spaziergänger“ brachten die größte Zuwachsrate des Nachmittags; die untere Taxe von 6200 Euro erhöhte ein Mannheimer Privatbieter im Wettstreit gegen einen Sammler aus Niedersachsen auf stolze 15 000 Euro. Für Spannung sorgte auch Lyonel Feiningers „Die Giebel von Lüneburg“: Nach einem Anfangsgebot von 2600 Euro sicherte sich ein Frankfurter Telefonbieter den Holzschnitt für 8400 Euro. Derweil das auf 24 000 Euro geschätzte Spitzenlos „Im Bad“ von Willi Baumeister im Saal nur Schweigen erntete. Mit einem schriftlichen Gebot von 20 000 Euro erzielte der sinnliche, aber untypische Akt von 1912 dennoch den höchsten Zuschlag der Auktion.

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