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Kultur: Himmelsmaler

Der Lichtkünstler Gerd Hof ist gestorben.

Dass es eine Kunst sein kann, den Himmel zu bemalen, hohe Kunst, dafür musste Gert Hof lange kämpfen. Vor allem gegen Vorurteile. Denen sah sich der gelernte Chemielaborant aus Sachsen im Vorfeld der Millennium-Feierlichkeiten ausgesetzt, als er an der Berliner Siegessäule eine „Lichtkathedrale“ plante, aber besorgte Geister sich an das Lichtdom-Pathos Albert Speers erinnert fühlten. „Man schenkt der Stadt ein solches Ereignis“, sagte er, „und alles, was den Leuten einfällt, ist Faschismus“.

Man kann sagen, dass das Licht- und Himmelwerk Gert Hofs, das mit dem Jahrtausendfeuerwerk an Akropolis und Siegessäule sowie ein Jahr später in Peking seinen Höhepunkt erlebte, eines voller Missverständnisse und Nebelkerzen war. So gab er sich die Vita eines DDR-Dissidenten als es in den 90er Jahren für ihn darum ging, seinen megalomanischen Projekten auch biografische Plausibilität zu verleihen. Als Rolling-Stones-Fan verhaftet, von der Stasi zum halbblinden Krüppel geschlagen, aber ein Unbeugsamer geblieben, das las sich prächtig, umso mehr, da er Kunst als „eine Waffe gegen das Mittelmaß“ feierte. Doch vieles stellte sich als unwahr heraus.

Dabei hätte Hof für seinen Erfolg, der begann, als er für Rammstein die Bühnenshows choreografierte, der Lebenslüge gar nicht bedurft. Sein Aufstieg zum gefragten Lichtdesigner ergab sich aus seinem multimedialen Ansatz. Nicht einfach nur ein opulentes Feuerwerk in den Himmel kritzeln, war sein Ziel, er wollte das Gesamtkunstwerk aus Musik, Laser-Effekten und Lichtarchitektur. Diese neue Art von Outdoor-Spektakel war genau das, worauf die Eventkultur zulief. Darin war Gert Hof ein Visionär. Am Dienstag erlag er 61-jährig einem Krebsleiden. KM

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