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Der Garten des Kunsthaus Dahlem mit Skulpturen

© Kunsthaus Dahlem

Hingehen: Kunsthaus Dahlem: Weite Räume, gemischte Gefühle

Adolf Hitler ließ die Villa für Arno Breker erbauen. Jetzt kann man im Kunsthaus Dahlem zwischen den Skulpturen im Garten wandeln - und die Stille genießen.

Es wirkt, als habe der nette Nachbar einladend die Pforte offen gelassen: Komm doch mal rüber! Vom Garten des Brücke- Museums gelangt man direkt aufs Grundstück des Kunsthauses Dahlem und umgekehrt. Birken und hochstämmige Kiefern werfen ihre Schatten auf die weite Rasenfläche, das ganze Areal atmet die Idylle des angrenzenden Waldes. Und auch drinnen, in den weiten Hallen, herrscht vor allem eines: Stille. Hier ist jede Menge Raum für Gedanken.

Und die schießen wild durcheinander: Kann man diese Räume mit den weißen Wänden und den herrlichen, viele Meter hohen Fenstern einfach nur schön finden? Obwohl sie in Adolf Hitlers Auftrag erbaut wurden, für seinen Lieblingsbildhauer Arno Breker? Der Künstler aber hat den 1942 vollendeten Komplex nur sporadisch betreten, und die Architektur spricht die Sprache der internationalen Moderne. Der Bildhauer Bernhard Heiliger hat hier gewohnt, für viele DAAD-Stipendiaten wurde das Haus zum temporären Atelier.

Seit zwei Monaten trägt der Backsteinkomplex nun den unverfänglichen Namen „Kunsthaus Dahlem“ (Käuzchensteig 8, geöffnet Mi-Mo 11-17 Uhr). Gezeigt werden in den drei Atelierhallen Werke der frühen Nachkriegszeit, die teilweise Ästhetiken der zwanziger Jahre weiterdenken, oft aber auch die schmerzliche Auseinandersetzung mit dem jüngst Erlebten nicht scheuen, wie beispielsweise Heiliger in seinem „Denkmal des Unbekannten Gefangenen“.

Die drei Straßen südlich der Pücklerstraße – Fohlenweg, Käuzchen- und Bussardsteig – waren zu West-Berliner Zeiten eine Enklave, eine Insel der Seligen, abgezweigt vom Naherholungsgebiet, vom für alle zugänglichen Grunewald. Ein lieblicher Ort, reserviert für die Wohlhabenden – und eben für jene kleine Künstlerschar, die vorübergehend im ehemaligen Staatskunstbau am Ende der Sackgasse lebte.

Auch heute noch umfängt den Besucher aus der Innenstadt hier die eigentümliche Atmosphäre des Aus-der-Zeit-gefallen-Seins. Doch es fühlt sich gut an, zwischen den Skulpturen im parkartigen Garten zu wandeln, den Werken Trökes, Camaros, Marks’ zu begegnen, in diesem kargen Ambiente, vor neutralisierend weiß getünchten Wänden.

Ein freundlicher Nachbar möchte dieser neue Kunstort sein, den Brücke- Avantgardisten von nebenan, aber auch den extra hierher angereisten Gästen. Mit der angekündigten Eröffnung eines eigenen Cafés wird es wohl in diesem Jahr nicht mehr klappen, doch wer gut zu Fuß ist, schlägt sich direkt hinterm Haus einfach ins Gebüsch und marschiert querwaldein – immer Südsüdwest – bis zur nah gelegenen Traditionsgastronomie „Chalet Suisse“.

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