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Kultur: Hochhuth relativiert seine Irving-Äußerung

Der Dramatiker Rolf Hochhuth hat seine positiven Äußerungen zum Holocaust- Leugner David Irving in seinem umstrittenen Interview im ultrarechten Wochenblatt „Junge Freiheit“ relativiert. Er bedaure es aufrichtig, wenn „Gefühle der jüdischen Bürger verletzt worden sein sollten“, so Hochhuth in einer Stellungnahme gegenüber der Wuppertaler Else-Lasker- Schüler-Gesellschaft.

Von Frank Jansen

Der Dramatiker Rolf Hochhuth hat seine positiven Äußerungen zum Holocaust- Leugner David Irving in seinem umstrittenen Interview im ultrarechten Wochenblatt „Junge Freiheit“ relativiert. Er bedaure es aufrichtig, wenn „Gefühle der jüdischen Bürger verletzt worden sein sollten“, so Hochhuth in einer Stellungnahme gegenüber der Wuppertaler Else-Lasker- Schüler-Gesellschaft. Der Literaturverein hatte Hochhuth zu einer Gedenkveranstaltung anlässlich des bevorstehenden 60. Jahrestages der Befreiung vom NS-Regime eingeladen und mit dem Dramatiker über seine jüngsten Äußerungen gesprochen. Hochhuth hatte in dem vor einer Woche erschienenen Interview den Holocaust ein unvergleichbares Verbrechen der Weltgeschichte genannt, aber den britischen Holocaust-Leugner Irving als „fabelhaften Pionier der Zeitgeschichte“ gelobt. Außerdem nannte er den Vorwurf, Irving sei ein Holocaust-Leugner, „einfach idiotisch“. Die Äußerungen riefen scharfe Kritik hervor, vor allem beim Zentralrat der Juden.

In der Stellungnahme gegenüber der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft sagt Hochhuth: „Die späten Äußerungen des Historikers David Irving waren mir nicht bekannt“. Dies hält der Präsident des Zentralrats der Juden, Paul Spiegel, „für unglaubwürdig“. Jedem, der sich mit der jüngeren Geschichte befasse, dürfte bekannt sein, welche widerwärtigen Parolen Irving von sich gegeben hat. Habe Hochhuth davon dennoch keine Kenntnis, „sollte er sich nicht zur Geschichte äußern“, sagte Spiegel dieser Zeitung.

Hochhuth sagt in seiner Stellungnahme auch, er habe die „Junge Freiheit“ vor dem Interview nicht gekannt. Das ist offenkundig falsch. Im Online-Archiv des Blattes finden sich ein Interview mit Hochhuth vom Oktober 2000 sowie ein Text des Schriftstellers zur deutschen Sprache, der dort im April 2000 veröffentlicht wurde. Der Präsident der Else-Lasker-Schüler- Gesellschaft reagierte verärgert. „Das hat Hochhuth doch nicht nötig“, sagte Hajo Jahn dem Tagesspiegel. Auf Nachfrage sagte der 73-jährige Dramatiker über seine früheren Kontakte zur „Jungen Freiheit“ am Freitag: „Das habe ich vergessen.“

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