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Kultur: Hochzeiten und andere Unfälle

Mozarts „Finta semplice“ an der UdK.

Dass junge Leute die Opern des blutjungen Mozart glaubhaft umsetzen können, ist ein Irrtum, der sich schon während einer pantomimisch hilflos ausagierten Ouvertüre der opera buffa „La finta semplice“ im Theatersaal der Universität der Künste UNI.T bestätigt. Den selbstironischen Charme des Werks möglichst mühelos zu entfalten, erweist sich für die Abschlussklasse der Fakultät Darstellende Kunst zu Recht als große Herausforderung. Gewiss, die Handlung strotzt nicht vor Tiefgang: Hauptmann Fracasso und sein Sargeant Simone wollen die Tochter aus gutem Hause Giacinta bzw. deren Dienerin Ninette heiraten. Um die heiratsfeindlichen Brüder Giacintas zu überlisten, holt Fracasso seine Schwester Rosina herbei, die sich einfältig stellt und beiden Brüdern den Kopf verdreht. Resultat: drei Hochzeiten.

Den schwungvollen Bogen, den die Musik über das Verwirrspiel spannt, bremst die Regisseurin Mira Ebert mit einer Fülle an zusammenhanglosen Einfällen aus, die von altmodischen Rollenklischees bis zu Spielkonsolenduellen alles abdeckt, was der anspruchslosen Unterhaltung dient. Ohne tragende Grundidee ist auch die Ausstattung dem Wildwuchs überlassen: Stühle, Tische, Lampen und Koffer sind durchsichtige, körperlose Spezialanfertigungen – bemühtes Design ohne Bedeutung und Verwendung.

Dass der Abend in Einzelteile zerfällt, verhindert das Sinfonieorchester der UdK unter Errico Fresis: Mit Präzision leuchtet es beschwingt die facettenreiche Partitur aus. Fresis navigiert den etwas behäbigen Simone (Youngbin Park) mit rettendem Vorwärtsduktus zwischen inszenatorischem Aktionismus und Leerlauf hindurch und schafft die perfekte Balance für den zartfühlenden Tenor von Goran Cah (Fracasso). Der ohne Anstrengung sich in die Höhe schwingenden Stimme der Heldin Rosina (Katharina Konradi) lässt er in ihrer wunderschönen Arie „Senti l’eco“ Raum und Ruhe, im intimen Dialog mit der Oboe aufzublühen. Dass Rosina dabei plötzlich mit silbernem Christbaumschmuck behangen auf der Bar steht, während im Hintergrund eine aus dem Nichts kommende Wellenanimation abläuft, ist eine der vielen kontextfreien Sinnlosigkeiten, die man einfach ausblendet. Fragt sich allerdings, ob der Anspruch an den Opernregienachwuchs nicht etwas größer sein dürfte. Barbara Eckle

Wieder am 12., 13., und 14.7.

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