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Robert_Redford

© cinetext

Hollywood: Der Frieden von Utah

Ein Frauenschwarm feiert 70. Geburtstag. Doch Robert Redford steht auch für Moral, Freiheit und das Sundance-Festival.

„Er war wie das Land, in dem er lebte. Alles fiel ihm zu leicht.“ Von 1973 stammt dieser Satz, die Rede ist von einem gewissen Hubbell Gardner, einem all American boy, wie es selten einen gab: gutaussehend, charmant, aus wohlhabendem Hause, erfolgreich im Beruf und bei den Frauen. Keine Frage, Robert Redford war die naheliegendste Besetzung für Sydney Pollacks „So wie wir waren“. Noch so ein Typ, dem alles leicht fällt. Zu leicht?

Sein Lebensweg jedenfalls fing nicht so geradlinig an, wie es die spätere Karriere vermuten lässt. 1955 starb ihm die Mutter, Redford war da gerade achtzehn geworden. Er stürzte ab, versoff sein Baseball-Stipendium, jobbte auf Ölfeldern, ging nach Europa. Maler wollte er werden, bevor er in die USA zurückkehrte und doch noch einmal umsattelte: Die Schauspielkarriere lief schleppend an – erst die Theateradaption „Barfuß im Park“, vor allem aber die Westernkomödie „Butch Cassidy and Sundance Kid“ machten Redford zum Star.

Die Rollen, die sich ins Filmgedächtnis eingeschrieben haben, waren dann vielfach ähnlicher Natur – und Redfords Interpretationen folgerichtig von immer wiederkehrenden Mustern geprägt: Als „over-understatement“ bezeichnete ein Kritiker einmal den Redford-Trick, seine natürliche physische Präsenz stoisch und ohne große mimische Kraftanstrengung auszuspielen. Ein Vorwurf, gegen den Sydney Pollack seinen Schauspieler prompt in Schutz nahm: „Meiner Meinung nach ist er einer der besten Filmdarsteller, die wir in Amerika je hatten. Er tut nie nichts, aber er hält oft etwas zurück, was ihn in meinen Augen nur interessanter macht.“

Der Mann, dem alles zufliegt: In „Der Clou“ spielte Redford diesen Typus 1973 als den glatteren von zwei Trickbetrügern an der Seite von Paul Newman, bevor er ein Jahr später den „Großen Gatsby“ gab, den literarischen Prototyp des mühelosen Gewinners. Wiederum ein Jahr später erschloss sich Redford einen zweiten Rollentyp, der ihn lange begleiten sollte: „Die drei Tage des Condor“ ist nicht der bekannteste, sicher aber einer der besten Redford-Filme. Einen unverschuldet in die Todesmühlen des CIA geratenen Moralisten spielt Redford dort. „Ihr glaubt wohl, bei einer Lüge nicht erwischt zu werden, sei dasselbe, wie die Wahrheit zu sagen“, lautet ein Kernsatz des Films – der so auch in „Die Unbestechlichen“ hätte auftauchen können, Alan J. Pakulas Watergate-Film, in dem Redford 1976 an der Seite von Dustin Hoffman den investigativen Reporter Bob Woodward spielt. Der moralisch Integre in einer korrumpierten Welt – auch in „Brubaker“ sollte Redford 1980 als unbestechlicher Gefängnisdirektor Henry Brubaker diesem Rollentyp treu bleiben.

Im gleichen Jahr entstand auch sein erstes eigenes Regiewerk, das Psychodrama „Eine ganz normale Familie“, das Redford den ersten Oscar eintrug. Seinen zweiten erhielt er als Ehrenauszeichnung fürs Lebenswerk – womit Hollywood 2002 einen Künstler prämierte, der sich seit vielen Jahren intensiv für die alternative amerikanische Filmkultur eingesetzt hatte: 1980 gründete Redford in seiner Heimat Utah das Sundance-Filminstitut, das seit 1984 das gleichnamige Festival ausrichtet, das landesweit wichtigste für amerikanisches Independent-Kino. Nicht immer war die dominante Rolle des Festivalgründers dort unumstritten. Aber wie hat der weitgehend zurückgezogen lebende Redford einmal selbst gesagt? „Manche Leute brauchen Psychoanalyse. Ich habe Utah.“ So leicht ist das Leben für manche.

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