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Kultur: Ich bin ein Alien

Sci-Fi in der Psychiatrie: „K-Pax“ mit Kevin Spacey

Niemand kann im USKino so schön still vor sich hinleiden wie Kevin Spacey. Während er sich in „American Beauty“ mit einer zickig-frigiden Ehefrau abfinden musste, waren seine Figuren in „Das Glücksprinzip“ und „Schiffsmeldungen“ durch Kindheitserlebnisse traumatisiert. Was ihn in „K-Pax“ leiden lässt, darf leider nicht verraten werden, ist es doch die einzige Überraschung, mit der Iain Softleys Film aufwartet. Sorgfältig und bisweilen ansprechend phantasievoll inszeniert, krankt „K-Pax“ (was für ein unattraktiver Titel!) an inhaltlichen Brüchen, die sich kein seriöser Film erlauben darf.

Er beginnt als skurrile Science-Fiction-Komödie. Ein unrasierter Mann mit Sonnenbrille erscheint wie aus dem Nichts auf der New Yorker Grand Central Station. Zunächst hält die Polizei ihn für einen Taschendieb, überweist ihn aber nach kurzem Verhör an die Psychiatrie. Der Grund: Prot, wie er sich nennt, behauptet vom Planeten K-Pax zu stammen. Er sei hier, um die Gewohnheiten der Erdbewohner zu studieren.

Prot ist kein gewöhnlicher Spinner. Mit seiner Intelligenz bringt er alle in Verlegenheit. Neben den Psychotherapeuten werden Astronomen konsultiert, die Prots Angaben über fremde Galaxien überprüfen sollen. Sie stimmen hundertprozentig. Die Konfrontation mit Wissenschaftlern zeigt Kevin Spacey ganz in seinem Element. Er kann nicht nur stiller leiden als seine Kollegen, er kann auch wie kein Zweiter herausragende Intelligenz suggerieren. Bald zählt auch nicht mehr, ob Prot wirklich von einem fremden Planeten stammt – denn „K-Pax“ wandelt sich unvermittelt zur bierernsten Kritik an psychiatrischen Institutionen.

Auf seine Mitpatienten hat Prot mehr Einfluss als die Ärzte – natürlich guten Einfluss. Autistinnen können plötzlich kommunizieren, Depressive werden fröhlich – alles dank Prot. Wozu noch Ärzte, wenn Patienten sich am besten gegenseitig heilen?

Kameramann John Mathieson arbeitet gern mit Gegenlicht, wenn Prot auftritt, und verstärkt dadurch den Eindruck, er sei eine göttliche Erscheinung. Wenn die Ärzte über Prots Schicksal diskutieren, ist es wiederum so dunkel, als habe die Stadt den Strom abgestellt. Dann wieder staunt man über das viele Geld, das der Institution offenbar zur Verfügung steht: Dr. Mark Powell (smart und oberflächlich: Jeff Bridges) durchkämmt die gesamten USA, nur um die Herkunft seines Patienten zu erforschen. Und: Wozu so viele US-Flaggen auf dem Psychiatriegelände? Gehört so etwas zum Heilungsprozess? Fragen über Fragen. Nur Kevin Spacey lässt seine Zuschauer nicht im Stich: Ob als Alien oder Erdbewohner, Patient oder Therapeut, Helfender oder Hilfsbedürftiger – er ist grandios, und das ist schließlich das Wichtigste. F.N.

In zwölf Kinos; Cinestar Sony Center (OV)

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