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Jean-Pierre Leáud im Babylon Mitte: Ich bin ein Star!

Während noch darüber spekuliert wird, welche Stars die winterliche Berlinale beehren, kommt am Freitag eine lebende Legende ins Babylon Mitte. Der 68-jährige Jean-Pierre Léaud, das Gesicht der Nouvelle Vague, spielte Hauptrollen bei François Truffaut, Jean-Luc Godard und Jacques Rivette.

Während noch darüber spekuliert wird, welche Stars die winterliche Berlinale beehren, kommt am Freitag eine lebende Legende ins Babylon Mitte. Der 68-jährige Jean-Pierre Léaud, das Gesicht der Nouvelle Vague, spielte Hauptrollen bei François Truffaut, Jean-Luc Godard und Jacques Rivette. Léaud, ein Star der etwas anderen Art, meidet die Öffentlichkeit und besonders die roten Festivalteppiche. Daher musste Friedemann Beyer, Organisator der Nouvelle-Vague-Retrospektive, beträchtliche Überredungskünste anwenden, um den Gast zum Gang aufs Podium zu bewegen. Nach dem Gespräch steht La nuit américaine (1973) auf dem Programm, Truffauts hochamüsante Liebeserklärung an den eigenen Beruf – selbstverständlich mit Léaud. Und mit Truffaut selbst als Regisseur bei Dreharbeiten einer, wie man heute vielleicht sagen würde, romantic tragedy. Eine Wiederentdeckung hat auch Claude Chabrols Les bonnes femmes (Mittwoch) verdient, ein Melodram über vier Verkäuferinnen auf der Suche nach Liebe. Eine von ihnen gerät an einen Motorradfahrer, der sich als sadistischer Triebtäter erweist.

Auch Einer trage des anderen Last schien den Beginn einer neuen Welle einzuleiten. Lothar Warnekes Film lief 1988 im Wettbewerb der Berlinale und galt als erster Defa-Film, der offen Kritik am eigenen System übte. Die kritischen Worte wurden einem evangelischen Vikar in den Mund gelegt, und sein Gegenpart war ein Volkspolizist, der dasselbe Sanatorium aufsuchen musste. „Glaube und Kirche in DDR-Filmen“ nennt sich die neue Reihe, die das Ökumenische Filmprojekt Prenzlauer Berg veranstaltet (Mittwoch im Colosseum). Es diskutieren der Schauspieler Manfred Möck, Altbischof Axel Noack und Horst Dohle, einst Referent des Staatssekretärs für Kirchenfragen der DDR. Einigen Kritikern war der Film schon 1988 nicht radikal genug – umso spannender nun zu sehen, wie er heute wahrgenommen werden mag.

Um Gesellschaftskritik hat sich sogar Opas Kino bemüht, als es Anfang der sechziger Jahre in den letzten Zügen lag. Die westdeutsche Altbranche suchte den späten Anschluss an die Nouvelle Vague, und Routinier Alfred Weidenmann fand dazu eine geeignete literarische Vorlage: „Die Festung“, verfasst vom ehemaligen Flakhelfer Henry Jaeger, der nach einem Raubüberfall hinter Gittern saß, zum Redakteur der Gefängniszeitung und zum Bestsellerautor aufstieg und vorzeitig begnadigt wurde. Sein Porträt einer kriminellen Familie konfrontierte 1964 unter dem Titel Verdammt zur Sünde das Kinopublikum mit einem ungewohnten Milieu – dem der Auffanglager für Vertriebene (Freitag und Mittwoch im Zeughauskino). Hildegard Knef gab sich in dem Film mit einer Nebenrolle zufrieden, ganz ohne Starallüren.

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