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"Idemoneo": "Ich würde wieder so entscheiden"

Nach der Absetzung der Mozart-Oper "Idemoneo" aus Angst vor islamistischen Anfeindungen spricht Intendantin Kirsten Harms über das Skandal-Stück.

Frau Harms, wie geht es weiter mit "Idomeneo" an der Deutschen Oper Berlin?

Wenn die Einschätzung der Sicherheitsbehörden möglicherweise nicht zutreffend war, dann muss der Innensenator diese zurücknehmen. Nach der jetzigen Bedeutung und Bekanntheit dieses Themas muss es eine neue Sicherheitsbewertung geben. Danach entscheide ich, ob die Oper wieder gespielt wird. Im Moment bin ich wieder voll in die Schlussproben zu "Germania" eingetaucht. Premiere ist am 15. Oktober.

Fühlten Sie sich ausreichend unterstützt in der Entscheidung?

Ich hatte wirklich sehr gehofft und appelliert, dass alle Verantwortung mit übernehmen bei so einem schwierigen Thema. Ich habe festgestellt, dass mir viele nicht gefolgt sind.

Wie hat das Publikum auf die Entscheidung reagiert?

Das Publikum hat mich sehr unterstützt. Ich habe unglaublich viele Briefe bekommen. Das hat mir sehr geholfen. Eigentlich versteht es auch jeder, dass die Absetzung kein Einknicken vor dem Islam ist, sondern eine Reaktion auf eine Faktenlage, die mir zunächst mündlich, später auch schriftlich mitgeteilt wurde.

Wie genau ist das gelaufen mit der Information durch die Sicherheitsbehörden?

Es gab drei Anrufe des Landeskriminalamtes. Wir wären von uns aus nicht auf die Idee gekommen, das Stück abzusagen. Aber in dem Moment, wo der Innensenator sich persönlich einschaltete und da ich kein Sicherheitsexperte bin, ging mir in diesem Fall die Verantwortung für 2000 Menschen auf der Bühne und im Zuschauerraum vor.

Wie sehen Sie Ihre Entscheidung, die Oper abzusetzen, heute?

Natürlich ist diese Entscheidung auch zu kritisieren - zu Recht. Was aber nicht heißen kann, dass man in Zukunft bei der Einschaltung einer Sicherheitsbehörde diese Hinweise ignorieren kann. Das würde ich heute wieder so entscheiden, auch wenn ich wüsste, dass es nochmals Kritik gibt.

Für Hans Neuenfels war "Idomeneo" die letzten Regiearbeit an Ihrem Hause. Hat das was mit seiner Inszenierung zu tun?

Nein, das hatte damit zu tun, dass es mehrere Wechsel in der Leitung des Hauses gegeben hat und ich als Intendantin mit neuen künstlerischen Akzenten kommen will.

(Das Inverview führte Angelika Rausch, ddp)

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