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The Pyramids.

© promo / Torstraßen Festival

Idris Ackamoor & The Pyramids in Berlin: Schamanen im Glitzerkostüm

Beim Torstraßenfestival in Berlin spornte Idris Ackamoor seine Band "The Pyramids" zu Hochleistungen an. Heraus kamen: Easy-Listenig-Free-Jazz-Grooves.

Die verrückteste Band des Planeten? Schwer zu sagen, aber mit ganz oben auf der Liste stehen auf jeden Fall The Pyramids, ein kosmisch entrücktes Freistil-Kollektiv, das man in einem Atemzug mit Sun Ra und dem Art Ensemble of Chicago nennen kann.1972 in Yellow Springs, Ohio, gegründet, setzte sich die Studentengruppe um den Stepptänzer, Saxophonisten und spirituellen Leader Idris Ackamoor, die sich in einem Seminar des Avantgarde-Pianisten Cecil Taylor kennenlernte, nach Afrika ab, um mit lokalen Künstlern die Wurzeln der afroamerikanischen Kultur zu erforschen. Nach der Rückkehr schmiss die Gruppe alles musiktheoretische Getue über den Haufen und schuf eine hochenergetische Ritual-Musik, die auf der Bühne in Form von schamanistischen Performances zelebriert wurde, als brodelnde Mischung aus hymnischem Volldampf-Gebläse und rastlosen Trommelfreakouts.

In den siebziger Jahren nahm die Band drei Alben auf, die zunächst nur in Kleinstauflage gepresst und erst 2007 wiederveröffentlicht worden sind, was prompt zur erfolgreichen Reunion der Band nach dreißig Jahren führte. Seitdem sind sie wieder voll da. Ganz frisch ist die fantastische 7-inch-Vinyl-Single „Rhapsody in Berlin“, die vor Kurzem auf dem Berliner Label „Philophon“ von Max Weissenfeldt (Poets of Rhythm) erschienen ist.

Anrührender Auftritt beim Torstraßenfestival in Berlin

Anrührend ist auch der Auftritt der Pyramiden beim Torstraßenfestival im Roten Salon. Bandleader Idris Ackamoor gibt im schillernden Discoglitzerkostüm den Zeremonienmeister, der seine Mitspieler an Kontrabass, E-Bass, Schlagzeug, Violine und einem Sammelsurium exotischer Instrumente (Bambuströten, Muschelhörner) zu neuen Höchstleistungen anspornt, während er selbst vom Saxophon zum Keyboard oder Waschbrett wechselt.

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Archaische Klanggebilde werden von tanzbaren Grooves abgelöst, afrikanische Spielweisen mit modalen Jazz-Figuren, schwülen Exotica-Beats und schweißtreibenden Killer-Funk-Breaks verbunden und in die surrealen Ebenen der Lust und des Humors übersetzt. Dabei entsteht eine Easy-Listening-Free-Jazz-Musik voll innerer Spannung und sprühender Dynamik, die neben hypnotisch dichten Passagen immer wieder Raum lässt für lyrische Flötenmelodien, geheimnisvolle Perkussion und locker gehäkelte Improvisationen. Ein als Happening inszeniertes Konzert, das in seiner radikalen Verspieltheit und seinem humanen Charme nach hundert Minuten Glückseligkeit hinterlässt. Die verrückteste Band des Planeten? Kann schon sein!

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