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Il giardino armonico

© Warner Classics / Andreas Hechenberg

Il Giardino Armonico: Der Blüten schönste Zier

Im Kammermusiksaal spielen die Musiker des italienischen Ensembles Il Giardino Armonico Werke des 15. - 17. Jahrhunderts - und begeistern mit Leidenschaft und Improvisationskunst.

„Zusatzbestuhlung“ im Kammermusiksaal ist ein Rarissimum, das die Aura des Außerordentlichen verspricht. Auf Einladung der Berliner Philharmoniker gastiert das Mailänder Originalklang-Ensemble Il Giardino Armonico, und ein äußerst konzentriertes Publikum genießt die Früchte und schönsten Blumen aus diesem Garten. 12 Musiker sind in der Folge von Musik des 15. - 17. Jahrhunderts dabei, mit ihrem bezwingenden Spiel auf Originalinstrumenten. Spezialisten, denen technisch scheinbar Unmögliches gelingt.

Es ist aber nicht nur die Übung, die sie zu Meistern jeweils mehrerer Instrumente macht. Sie vermitteln vor allem, dass Leidenschaft und Affekte in einer Musik wachzuküssen sind, deren Erfindung mehr als ein halbes Jahrtausend zurückliegt. „La Morte della Ragione“ heißt der Titel des Abends nach einer Pavane von einem der vielen unbekannten Komponisten der Zeit, und sie meint den Tod der Vernunft, einen kompositorischen Umbruch zwischen strenger Kontrapunktik und Triumph neuen Gefühls. Eine äußerst spannende Epoche, denn sie fasziniert mit pompöser Klangpracht des Venezianers Giovanni Gabrieli, Toccaten des Organisten Frescobaldi in Rom, einem Pionier italienischer Instrumentalmusik, viel Getanztem (Saltarello) und Schlachtmusiken (Battaglia).

Natürlich wird auch getrauert: Die Deploration von Josquin auf den Tod Ockeghems, nach 600 Jahren noch eine der bewegendsten Klagen eines Meisters um den Verlust eines Meisters, würde man vielleicht lieber gesungen hören: Mehrere Komponisten, mit Namen genannt wie in einer tönenden Traueranzeige, weinen um ihren verstorbenen bon père. Der fünfstimmige Zauber indes wirkt auch instrumental.

Da alle Stimmen solistisch besetzt sind und die Musik auf das konzertierende Zeitalter zielt, brilliert als Krone des Ganzen die Verzierungskunst: Improvisation dessen, was schriftlich nicht fixiert ist, bis zu willkürlicher Übersteigerung. Mit Blockflöten aller Art führt Giovanni Antonini die Truppe an, schmückende Veränderungen der Melodien beziehen die Spieler von Zink – fabelhaft virtuos, Violine ebenso, Flöten und Renaissance-Gitarre – ein. Farbwechsel durch Instrumente der Vergangenheit: Dulzian, Fiedel, Theorbe. Ferne wird Nähe. Denn im solistischen Musizieren dieses Giardino verbindet sich ungestüme Kühnheit mit Kontrolle.

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