zum Hauptinhalt

Kultur: Im Kino: Die Brotfabrik zeigt Carl Andersens "Märchen von der Liebe"

Paare. Gewesene Paare.

Paare. Gewesene Paare. Oder besser: gar nicht erst angefangene Paare. Man ist sich eigentlich auf die Nerven gegangen von Anfang an. Oder besser: Der eine ist dem anderen, die eine der anderen auf die Nerven gegangen, während die andere der einen - und auch mal der eine der anderen - hinterher gelaufen ist, das alte böse Spiel. Hier die Jäger und Sammler, die Paschas beiderlei Geschlechts, dort die Diener und die Dienerinnen, die immer zu spät aufwachen aus dem ganzen Beziehungsquerkram voller Selbstvorwürfe. Nur eins haben sie alle gemeinsam: Hinterher sind sie schlauer. Und erst mal einsam. "Besser man schaut nur in den Himmel", sagt eine Katja, "und jeder denkt an irgendwas Schönes."

Carl Andersen, der Langschon-Berliner, der Immernoch-Undergroundfilmer (Underground: schönes uraltes Wort), hat ein paar Leute vor die Kamera geholt und Leute spielen lassen, die sich, immer feinsäuberlich jeder für sich und hübsch gegeneinander geschnitten, erinnern an das, was mal ihre Art Beziehung war. Sie und sie: zweimal. Sie und er: zweimal. Er und er klappte nicht, weil ein Er Angst vorm Outing hatte (behauptet Andersen). Doch Vorsicht: Die Leute hier reden fremden Text, allerdings so ruhig und herzzerreißend banal, als erzählten sie aus eigenem Leben. Alles ist hier Erinnerung an den oder die Ex, schlechte Erinnerung. Keine Trostlosigkeit, aber auch kein Trost. Man wird sich fangen und die nächstbesten Fehler machen.

Doch damit wir nicht nur talking heads sehen, meist in großporiger Großaufnahme, gibt es auch moving bodies - und so ist in diesen eher nihilistischen als pessimistischen Film eine Handlung hineingewoben, beigemischt wie ein absurder, fast stummer Kommentar. "Renate, 27, Sozialarbeiterin" und "Mirko, 24, Videoamateur" drehen einen Homevideo-Porno und sind ihre eigenen Akteure auf blauer Matratze. Man kann nicht gerade behaupten, dass sie viel Spaß miteinander haben, weder Mirko, der hart am rechten Aufzug des Gummis arbeitet, noch Renate, die immer wieder unfroh zur Kamera hinübersieht, die da nur rumsteht und läuft wie ohne jemand dahinter. Zwei Körper vor einer leeren Wand, weiter nichts. Dazwischen Erinnerungen an eine fast leere Zeit, weiter nichts. Die Liebe, eine Nullsumme. Der Sex, eine Nullsumme. Das Leben, ein Missverständnis. Gott, lass es Frühling werden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false