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Kultur: Im Kreis des Wahnsinns

Eine riesige Tafel, prunkvoll eingedeckt, dreht sich und dreht sich und dreht sich. Wozu sind wir bei der neuen Produktion der Zeitgenössischen Oper Berlin im Hebbeltheater geladen?

Eine riesige Tafel, prunkvoll eingedeckt, dreht sich und dreht sich und dreht sich. Wozu sind wir bei der neuen Produktion der Zeitgenössischen Oper Berlin im Hebbeltheater geladen? Sind die zwei Operneinakter von Peter Maxwell Davies, „Miss Donnithornes Grille“ und „Acht Gesänge für einen verrückten König“ ein ästhetisch und musikalisch fein abgeschmecktes Gastmahl, das wie manche frühere Produktion der Truppe überwiegend um sich selbst kreist? Nicht ganz. Denn Regisseurin Sabrina Hölzer hat mit der Mezzosopranistin Márta Rózsa und dem Bariton Tom Sol zwei Spiel- und Sprachakrobaten engagiert, die den Abend tragen. Eingezwängt zwischen den Gedecken und in das Rudiment eines Hofkleides (Ausstattung: Mirella Weingarten) singt und kreischt, plappert Rósza mit sich selbst, dem Publikum oder mit eingebildeten Partnern (Foto: Drama). Wie ein seniler Diener kreist dabei die Hauptfigur des zweiten Einakters um sie herum. Dann, in einem kurzen, komischen Moment treffen sie aufeinander, tauschen die Rollen. So wie vorher Miss Donnithorne, monologisiert jetzt King George III. auf der Klippe zum Wahnsinn: Das Abrupte seiner Stimmungs- und Haltungswechsel wird durch Rüdiger Bohns scharfes Dirigat des Sextetts aus Streichern Bläsern, Klavier und Schlagzeug betont. Die Vieldeutigkeit des musikalischen Materials und der Situation auf der Bühne scheint mal geheimnisvoll und witzig, mal banal. Was bleibt, ist ein Eindruck von Skurrilität. Wer das mag, sollte bis Sonntag der Einladung der Opernmacher folgen.

Joscha Schaback

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