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Kultur: Im Land des Lächelns

Sie sagen, sie kommen aus der Zukunft."Futuring", "zukunften" lautet einer der Slogans von Eva & Adele.

Sie sagen, sie kommen aus der Zukunft."Futuring", "zukunften" lautet einer der Slogans von Eva & Adele.Doch ist kein Ufo im Ausstellungsraum des Neuen Berliner Kunstvereins gelandet, sondern ihr rosaroter Campingbus.Als "Biographische Skulptur" bildet das von zwölf Monitoren umringte Mobil das Herzstück einer Videoinstallation.Auf dem Raumpfeiler nebenan prangt eine Ziffernfolge: der Tachostand des Wohnmobils.

Eva & Adele kennt im Kunstbetrieb heute jeder.Zumindest das Erscheinungsbild der androgynen Kunstfiguren, einem Lebendkunstwerk im Doppelpack, als das sich das Paar mit dem Dauerlächeln auf den Lippen selbst stilisiert.1991 tauchten sie erstmals auf im Wanderclub der Kunstgemeinde, die rund um den Globus von einem Ausstellungs- und Messeereignis zum nächsten jettet.Ob Documenta in Kassel, Biennale in Venedig oder Kunstmessen von Basel bis Berlin, Köln bis Tokyo: keine Vernissage, kein Eröffnungsfeier ohne Eva & Adele.Mit ihren kahlrasierten Köpfen und schrill geschminkt, in extravagantem, zwillingsgleichen Outfit vom hautengen Schößchenkostüm aus Plastik bis hin zu Engelsflügeln sind sie kaum zu übersehen.

Den komentenhaften Aufstieg des Kunstduos zu einem Fixstern am Veranstaltungshimmel globaler Kunstereignisse verdanken sie nicht zuletzt einer regen Medienresonanz.Wo immer Eva & Adele auf der Bildfläche erscheinen, ziehen sie das Blitzlichtgewitter der Kameras auf sich.Es ist ein wichtiger Teil ihrer exakt kalkulierten, mit Disziplin verfolgten Strategie.Ihr Motto: Wherever we are is museum.In der ersten Phase ihres Plans hieß es noch: als futuristische Spaßguerrilla Eigenwerbung für ihre exzentrische Lebensform zu betreiben.Zugleich rüttelten sie an der Institution Museum, indem sie den traditionellen Museumsbegriff unterwanderten.Nun aber wollen Eva & Adele mehr, als nur Lebenskünstler und Lebendkunstwerk sein.Sie fordern als Künstler im herkömmlichen Stil Anerkennung: sie wollen ins Museum.

Eva & Adeles erste Ausstellung zeigte 1997 das Sprengel Museum Hannover.Weitaus bemerkenswerter als die Werke war die Tatsache der Ausstellung selbst.Denn wer die beiden wirklich sind, bleibt ihr bestgehütetes Geheimnis.Wer aus der Zukunft kommt, braucht keine Vergangenheit.Statt einer Biographie pflegen Eva & Adele ihre Körpermaße anzugeben.Nun folgt die Fortsetzung mit ihrem Berliner Heimspiel in der NBK.Gezeigt werden "Close Up" und "Mediaplastic" betitelte Selbstporträts in Ölpastell.Die einen entstehen nach Fotografien, die Eva & Adele täglich mit Selbstauslöser als eine Art visuelles Tagebuch von sich machen, die anderen nach Pressebildern.Eva & Adele geizen nicht mit Grimassen, Posen und den Reizen ihrer Unterwäsche.Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen: die Bilder sind handwerklich zwar recht ordentlich, aber konventionell gemacht und belanglos.Auch bei den Videos nutzen Eva & Adele für ihre Selbstdarstellung bewährte Muster.Als ein zu stoischer Statuarik erstarrtes Bild sitzen sie auf der grünen Wiese.Außergewöhnlicher Mittelpunkt verschiedener Alltagssituationen, sind sie der Beobachtung ausgesetzt: filmische Illustration ihres Merksatzes Wherever we are is museum.Überall mag diese Behauptung Sinn machen - außer in einem Museum.

Neuer Berliner Kunstverein, Chausseestr.128/129, bis 25.April.Dienstag bis Freitag 12 - 18 Uhr, Sonnabend und Sonntag 12 - 16 Uhr.Katalog 28 Mark.

ELFI KREIS

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