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Kultur: Im Vorhof der Kunst

Alle Jahre wieder, zu Beginn des Jahres, ist in Berlin die Zeit für "Schauplatz Museum": zum zwölften Mal mittlerweile, mit wachsender Fan-Gemeinde.Deshalb gehört es zum guten Ton, den Auftakt des zweiwöchigen Veranstaltungsreigens besonders zu zelebrieren.

Alle Jahre wieder, zu Beginn des Jahres, ist in Berlin die Zeit für "Schauplatz Museum": zum zwölften Mal mittlerweile, mit wachsender Fan-Gemeinde.Deshalb gehört es zum guten Ton, den Auftakt des zweiwöchigen Veranstaltungsreigens besonders zu zelebrieren.Nach Eröffnung der Gemäldegalerie im vergangenen Jahr wurde erwartungsgemäß dieser Rahmen gewählt, doch leider nicht die Galerieräume selber, sondern die gigantische Wandelhalle.Schade, denn darin verlor sich das unter dem Motto "Wunderkammern" zusammengestellte Allerlei aus Musik, Schauspiel, Tanz und Lesung.

Nicht daß es an akustischen oder optischen Unzulänglichkeiten gescheitert wäre.Geschickt hatte man das Publikum in den aufeinanderfolgenden Jochen untergebracht; an ihnen defilierten die Darsteller, Sprecher, Musiker vorbei.Doch in dem riesigen Saal addierten sich die Einzeldarbietungen nicht zu einem Gesamteindruck.Allein den Musikern Rainer Böhm mit Einhandflöte und Trommel, Fu Renchang mit seiner chinesischen Zither und Mohammed Askari mit einem arabischen Blasinstrument gelang es, den Raum zu füllen und jene geheimnisvolle Atmosphäre zu entfalten, die man mit Wunderkammern verbindet.

Das versprochene "Panorama des Wunderbaren" mußte ansonsten in Andeutungen verharren.In der Kühle des Saals, der doch eigentlich zur (Wunder-)Kammer mutieren sollte, blieben die Versuche mit den herumgeschobenen Diaprojektoren deshalb auch ein liebenswert hilfloses Bemühen.Sie projizierten in vorgebaute Bilderrahmen Aufnahmen von Edelsteinen, seltenen Musikinstrumenten und astronomischen Geräten.Die von Imogen Kogge und Gerd Wameling vorgetragenen Texte der vergangenen 400 Jahre wurden dabei ebenfalls zu kurz vorgezeigten Kostbarkeiten, die in einem plötzlich aufscheinenden Lichtstrahl aufblitzen und dann wieder in der Schatulle verschwinden.Norbert Miller hatte diese literarischen Schätze hervorgeholt und das Publikum noch einmal kurz auf "Bougainvilles Reise" (Diderot) geschickt oder "Die sonderbare Meerfahrt des Herrn von Yb" (Herzmanovsky-Orlando) miterleben lassen.Nur einen Moment lang glaubte man mit Herrn von Yb auf dem Grund eines "Misttrögerls" die Unendlichkeit des Meeres erblickt zu haben.Doch dann ging auch schon das große Licht an und die Wandelhalle erstrahlte wieder in ihrer kalten Pracht.Der Eröffnungsveranstaltung wäre es weit besser bekommen, in die Galerie hineinzugehen und nicht im Vorhof der Kunst zu verharren, mag er auch noch so prächtig sein.

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