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Kultur: In den Kellern der Kunst

INSTALLATION

Die Berliner Bildhauerin Franka Hörnschemeyer realisiert ihre Ausstellungen mit Baumaterialien. Aus massiven Eisengittern und schweren Schalelementen, die zum Betonguss verwendet werden, konstruiert sie begehbare Installationen. So ist es naheliegend, sich ihrem „WerkRaum“ im Hamburger Bahnhof (Invalidenstraße 50-51, bis 12. Januar 2003, Di-Fr. 10-18 Uhr, Sa+So 11-18 Uhr) mit Begriffen aus der Baubranche zu nähern. „Entkernung“ ist so ein Wort, das einem angesichts der Installation in den Sinn kommt – beschreibt es doch den Vorgang, wenn ein Gebäude bis auf das Skelett freigelegt wird.

Die 1958 in Osnabrück geborene Künstlerin entkernt Orte mental: Sie dokumentiert mit Fotos und Videoaufnahmen den Status Quo – etwa in der ausgestellten Fotoserie, die in der ehemaligen Heeresversuchsanstalt Nord in Peenemünde entstand – und erforscht Grundrisse und Geschichte eines Ortes. So erarbeitete sie sich einen Blick hinter die Kulissen und durch die verschiedenen Schichten des 1996 wiedereröffneten Hamburger Bahnhofs: Das1874 als Kopfbahnhof erbaute Gebäude war 1906 Verkehrs- und Baumuseum, blieb dann eine Zeit ungenutzt. In den neunziger Jahren baute es Josef Paul Kleihues zum „Museum für Gegenwart“ um. Neue Fahrstuhlschächte, Lüftungs- und Heizungsanlagen entstanden. Um rechtwinklige Ausstellungsräume zu erhalten, wurden Wände eingezogen, hinter denen sich heute ein Labyrinth von Zwischenräumen befindet. Diese erforschten Räume setzt Franka Hörnemeyer präzise in ihrer neunzehn Tonnen schweren Installation um. Sie schafft so ein beeindruckendes Geflecht von Gängen und Räumen, das dem Besucher mit eingespielten Tonaufnahmen auch einen akustischen Eindruck einer verborgenen Welt vermittelt.

Katrin Wittneven

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