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Kultur: In der Hüpfburg

Zurück zur Spaßgesellschaft: Die Beastie Boys in der Berliner Schmeling-Halle

Wenn es einen Termin gibt, an dem die Spaßgesellschaft sozusagen ganz offiziell begann, dann liegt er im Jahre 1986. Zumindest lieferten ihr in jenem Jahr drei bessere Schüler aus der jüdischen Upperclass die grölbare Parole: „Fight for you’re right – to party!“ Zwischen diesem pubertären Kampfschrei und dem Ende des ungebremsten Hedonismus am 11. September 2001 liegen 15 fröhliche Jahre. Nackte Frauen auf der Bühne, lustiger Trash und der berühmte Riesenpenis, aus dem Bier spritzte, aber was kommt eigentlich danach?

Vor der Max-Schmeling-Halle sieht es schon vor Konzertbeginn aus wie anderswo danach: bunte Flyer, zerbrochenes Glas und Zigarettenkippen bedecken den Falkplatz am Prenzlauer Berg. Nach einem Mai-Gig vor ein paar Hundertschaften Auserwählter im Club Maria durfte sich am Donnerstag nun auch der Rest davon überzeugen, was 9/11 aus den einstigen Radaubrüdern gemacht hat.

Hören konnte man es ja schon auf dem aktuellen Album „To The 5 Bouroughs“ (Capitol/EMI), mit dem sich das Trio nach seinem Rückzug von der Westcoast in New York eingemeinden wollte. Und so flackert denn auch eine bunte Broadwaykulisse als Mike D(iamond), Adam „MCA“ Yauch und Adam „Ad-Rock“ Horowitz in pyjamablauen Trainingsklamotten auf die Bühne springen. Über ein Multimediagerüst flimmert eine Videoshow, darüber thront Mixmaster Mike, das Genie an den Plattentellern. Darunter springen die Beasties derart fröhlich umher, dass man glatt vergisst, dass sie nicht direkt vom Schulhof kommen, sondern stramm auf die 40 zugehen.

Es sind wie immer die älteren Hits, bei denen die beinahe saalfüllend erschienene Fangemeinde die Arme hochreißt, aber die Beasties gaben sich noch nie damit zufrieden, Hit-Erwartungen zu bedienen. Der Mixmaster lenkt mit virtuosen Scratchkunststücken die Masse ab, und plötzlich ist da eine Rollbühne mit Weihnachtsmarktbeleuchtung und echten Instrumenten. Darauf die Beasties im Anzug und ein Funkjazz-Set flirrt durch die Halle. Die Ausflüge in Deep Funk und Acidjazz gehören zwar zu den erwachsenen, besseren Seiten der weißen Jungs, die den schwarzen HipHop einst im Underground auflasen und in die Charts entführten, aber der Masse der Fans ist das wohl ebenso egal wie Tibet oder Tierversuche. Nach fast zwei Stunden beschließt der Old-School-Klassiker „Sabotage“ den bunten Abend, gewidmet „George fuckin’ W. Bush“. Da verwandelt sich die Halle noch einmal in eine gigantische Hüpfburg. Polit-Hop hin, 11.September und US-Wahl her: So viel Spaß muss sein.

Die Beastie Boys spielen am 13.Dezember in Düsseldorf, am 16.12. in München.

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