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Das neue installierte  altindische Tor auf dem Platz vor dem Humboldt-Forum.

© dpa / Annette Riedl

Vor großen Veränderungen: Wie es im Humboldt Forum weitergeht

Personalfragen, interner Umbau: Das große Projekt hat seine Form noch nicht gefunden. Vom Publikum aber wird das Forum durchaus angenommen

Die Freiflächen vor dem Riesenbau nehmen Gestalt an. Auch der U-Bahnhof Museumsinsel erfüllt seit Längerem seine Funktion als großstädtisches Entree zu den Kulturhäusern und Sammlungen. Selbst auf der Baustelle des umstrittenen Einheitsdenkmal sind Aktivitäten zu beobachten. So geht nun alles seinen Gang im Humboldt Forum.

Nicht ganz. Die innere Verfasstheit des Riesenprojekts steht zur Diskussion. Dabei geht es nicht nur um verwaltungstechnische und organisatorische Fragen, sondern vielmehr um die Beseitigung von Geburtsfehlern. Diese grundsätzlichen Fragen sind von Belang fürs Publikum. Und das gesamte Erscheinungsbild.

Berlin könnte ausziehen

Kultursenator Klaus Lederer hat kürzlich einen überraschenden Vorstoß unternommen. Die vom Stadtmuseum betreute historische Ausstellung „Berlin global“ müsse nicht unbedingt im Humboldt Forum bleiben. Da gäbe es auch andere Optionen.  Jetzt sei die Zeit, noch einmal über die Ausrichtung des Humboldt Forums grundsätzlich nachzudenken. „Ein Auszug des Stadtmuseums kann ein Ergebnis eines solchen Austausch sein“, sagte Lederer der dpa. „Auch das Stadtmuseum muss sich perspektivisch überlegen, wo die Kräfte konzentriert werden. Zumal die Ansprüche an eine zeitgemäße Museumsarbeit ja nicht geringer werden, die Ressourcen aber auch nicht unendlich mehr.“

Da spricht der Landespolitiker allerdings mehr über die Zukunft einer Landeseinrichtung, die einmal im Humboldt Forum gelandet ist, um das Preußen-Ufo des wiederaufgebauten Stadtschlosses zu erden. Was wie ein Affront klingt - Berlin zieht sich aus dem Humboldt Forum zurück, kaum dass es vollständig eröffnet ist -, stößt dort aber nicht auf Ablehnung. Im Gegenteil.

Hartmut Dorgerloh, Generalintendant und Vorstandsvorsitzender der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss.
Hartmut Dorgerloh, Generalintendant und Vorstandsvorsitzender der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss.

© dpa / Kay Nietfeld

Generalintendant Hartmut Dorgerloh dürfte ein solcher Schritt entgegenkommen. 4000 Quadratmeter Ausstellungsfläche nimmt „Berlin global“ ein. Auf der Fläche könnte sich Dorgerloh eine Musikschule vorstellen, eine Bibliothek, etwas Offenes, Besucherfreundliches. Oder vielleicht auch eine Darstellung der Humboldt-Brüder und ihres Wirkens, was in dem nach ihnen benannten Forum weitgehend fehlt.

Während Lederer hinausstrebt, stellt sich Hermann Parzinger eine engere Zusammenarbeit mit dem Humboldt Forum vor. Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, zu dem die Museumssammlungen im Humboldt Forum gehören, will das Kompetenzgerangel entwirren. Zu viele Herren, zu viele Diene, von Anfang an. Das Problem ist: Die Preußenstiftung steht selbst in einem überfälligen Reformprozess, der sich hinzieht.

Neues Personal

Nun kommen auch wegweisende Personalentscheidungen hinzu. Der Vertrag von Hartmut Dorgerloh läuft in ein paar Monaten aus. Und Hermann Parzinger hört 2024 auf bei der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, für die Kulturstaatsministerin Claudia Roth eine Namenänderung angeregt hat. Es ist ihre Aufgabe, das Humboldt Forum und die angeschlossenen Funkhäuser zu sortieren, mit den notwendigen Veränderungen. Roth wirkt aber oft nur wie eine Beobachterin.

Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 1,5 Millionen Besucher und Besucherinnen im Forum gezählt. Das ist kein schlechtes Ergebnis, denn es gab 2022 noch allerlei Einschränkungen und Baustellen, erst im September präsentierten sich die Museumssammlungen nach eigenem Plan komplett. Dorgerloh legt großen Wert darauf, dass sein Haus gerade nicht als Museumsort betrachtet wird. Er spricht gern von einem neuen „Stadtquartier“. Es gab auf dem Schlossgelände Corona-Impfungen und einen „Ort der Wärme“, betrieben von den Johannitern.

Zu der Frage von Kreuz, Kuppel und missionarischer Inschrift, die das Haus für die Kulturen der Welt als christliche Trutzburg erscheinen lassen, gibt es nicht viel Neues. Beschlossen ist, die frömmlerische Inschrift Friedrich Wilhelms IV. zu gewissen Zeiten künstlerisch zu überblenden, einen anderen Inhalt dort anzuzeigen. Dazu soll es demnächst Probeläufe geben. Sichtbar wird diese Korrektur erst viel später im Jahr.

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