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Internetkonzert: Brahms online

Das erste Internetkonzert der Berliner Philharmoniker: "Digital Concert Hall" heißt der Service, mit dem Klassik-Fans rund um den Globus ab sofort jedes heimische Konzertprogramm der Philharmoniker live via Internet verfolgen können.

Die Szene hat etwas Ironisches: Man sitzt zu Hause im klirrend kalten Berlin und beobachtet, wie zeitgleich in der wenige U-Bahn-Stationen entfernten Philharmonie die ersten Konzertbesucher ihre Plätze einnehmen. Eine der Kameras, die gestochen scharfe Bilder auf den heimischen Computer transportieren, zoomt langsam auf den Hinweis an der Wand des Konzertsaals: „Bildaufnahmen sind nicht gestattet.“

Über dieses Verbot haben sich die Berliner Philharmoniker nun professionell hinweggesetzt und betreten als weltweit erstes Orchester digitales Terrain. „Digital Concert Hall“ heißt der Service, mit dem Klassik-Fans rund um den Globus ab sofort jedes heimische Konzertprogramm der Philharmoniker live via Internet verfolgen können.

Die Kultur kommt ins Wohnzimmer – Mozart per Mausklick. Klingt einfach. Ist es das auch? Wer an diesem Montag erst um kurz vor 20 Uhr Lust auf Antonin Dvoraks „Slawischen Tanz“ g-Moll verspürte, der dürfte das Stück verpasst haben. Bevor man in den Genuss von Bild und Ton kommt, bedarf es erst einmal einer Anmeldung über die Homepage des Orchesters (www.berliner-philharmoniker.de). Nur wer diese erfolgreich abgeschlossen hat, kann virtuell seine Tickets kaufen. Zum Angebot steht das einzelne Konzert für je 9,90 € oder für 89 € ein Abo für die angelaufene Saison inklusive Zugang zu zurückliegenden, in einem „Online-Archiv“ gespeicherten Aufführungen. Wer eine schnelle Internetverbindung besitzt, kann die digitale Premiere in durchaus überzeugender Qualität miterleben.

Nach Dvorak schickt Simon Rattle einen Brahms auf den Browser, dessen Kraft und Lebendigkeit man zumindest gut erahnen kann. Die 1. Sinfonie kommt in gefälliger Fernsehqualität am Bildschirm an. Lediglich die computereigenen Lautsprecher sind mit der unbändigen Spielfreude der Philharmoniker überfordert. Wer den Sound richtig genießen will, sollte gute Kopfhörer oder eine Verbindung vom PC zur Stereoanlage haben. Oder noch besser: in die Philharmonie gehen. Hier hat man als Berliner schließlich weiterhin einen Standortvorteil. Für den Rest der Welt ist der virtuelle Konzert besuch ein echter Trost. 2500 User waren am Montag bereits dabei – 100 mehr als real im Saal.

Daniel Wixforth

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