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Kultur: Intime Blicke in Friedrichs Bibliothek Eine kleine Ausstellung und ein großer Bildband zeigen unbekannte Ansichten von Schloss Sanssouci

Potsdam - In den Hochzeiten der Saison werden alle zehn Minuten vierzig Menschen ins Schloss Sanssouci eingelassen und dann durchgeführt. Jährlich kommen etwa 330 000 Besucher.

Potsdam - In den Hochzeiten der Saison werden alle zehn Minuten vierzig Menschen ins Schloss Sanssouci eingelassen und dann durchgeführt. Jährlich kommen etwa 330 000 Besucher. So unbekannt kann die Residenz Friedrichs des Großen also eigentlich nicht sein. Dennoch: „Sanssouci – Das unbekannte Schloss“ lautet nicht von ungefähr der Titel einer Ausstellung des Fotografen Hillert Ibbeken in der Berliner Kunstbibliothek.

Die Titelwahl hat mehrere Gründe: Lediglich vier Minuten Zeit haben die geführten Besuchergruppen durchschnittlich für einen Raum. Da bleibt kaum Muße, jedes Detail des immensen Rokokoreichtums zu bemerken, geschweige denn zu würdigen. Außerdem sind die Lichtverhältnisse im Schloss nicht besonders günstig. Vieles ist im Schatten und aus der Entfernung kaum zu erkennen. Und ein Highlight bleibt für die Besucher gänzlich unzugänglich: Die private Bibliothek Friedrichs mit ihrem grazilen bronzenen Wandschmuck. In sie geführt zu werden oder gar in ihr zu arbeiten war schon damals eine große Ehre – für den Philosophen Voltaire etwa, der von 1750 bis ’53 in Sanssouci als Kammerherr Friedrichs lebte und sie nutzen durfte. Heute würde der intime Raum dem Ansturm nicht standhalten.

Ziel des gelernten Geologen Ibbeken war es deshalb, die versteckten Reichtümer des Knobelsdorffschen Schlosses zur Geltung zu bringen. Das gelingt ihm einerseits, weil neben den Großperspektiven etliche Nahaufnahmen bislang fast unsichtbare Details offenbaren. Vor diesen Fotos kann der Betrachter nun ohne Zeitdruck verweilen. Und dunkle Räume wie etwa der berühmte Marmorsaal werden jetzt hell gezeigt. Schwerpunkt der Ausstellung aber sind die Fotos aus der Bibliothek – die mit ihrer sehr auf die Detailaufnahmen konzentrierten Auswahl von 58 Fotos nur einen verhältnismäßig kleinen Anteil der Aufnahmen von Ibbeken zeigt.

280 der Fotos dagegen enthält die jetzt bei Nicolai erschienene umfassende Darstellung des Schloss Sanssouci. Hans-Joachim Giersberg, der ehemalige Direktor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, schildert die Baugeschichte und Nutzung der einzelnen Räume, weitere Autoren steuern Artikel über die Blumen, Musikinstrumente oder Waffen bei, die sich als Bestandteile der prächtigen Wanddekorationen des Schlosses finden.

Die Ausstellung in der Kunstbibliothek im Kulturforum am Potsdamer Platz ist dienstags bis freitags von 10 bis 18 Uhr und am Wochenende von 11 bis 18 Uhr geöffnet – bis zum 28. August. Das Buch von Hans-Joachim Giersberg und Hillert Ibbeken „Schloss Sanssouci. Die Sommerresidenz Friedrichs des Großen“ ist im Nicolai Verlag Berlin erschienen. Es hat 400 Seiten und kostet 49,90 Euro.

Tobias Schwartz

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