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Kultur: "Jahrbuch Preußischer Kulturbesitz": Der Kanzler spricht - Das Jahr 1999 im Spiegel

Da kann man einfach nur schwärmen. Das Gemälde "Montagne Sainte-Victoire", ein "Hauptmotiv der Malerei Cézannes", zeige sich hier in einer seiner "brillantesten und farbenreichsten Fassungen", heißt es im soeben erschienenen Jahrbuch der Stiftung Preußischer Kulturbesitz über die Sammlung Berggruen.

Da kann man einfach nur schwärmen. Das Gemälde "Montagne Sainte-Victoire", ein "Hauptmotiv der Malerei Cézannes", zeige sich hier in einer seiner "brillantesten und farbenreichsten Fassungen", heißt es im soeben erschienenen Jahrbuch der Stiftung Preußischer Kulturbesitz über die Sammlung Berggruen. Sie verfüge über "eine Werkgruppe Cézannes, wie sie in keinem anderen deutschen Museum zu finden ist."

Wohl wahr - und schon von gestern. Die Cézannes zählen nun doch nicht zum Kern der Berggruen-Kollektion, der soeben ins Eigentum der Preußen-Stiftung übergegangen ist. Deren Jahrbuch spiegelt grundsätzlich das Vorjahr, im Falle des neuen Bandes XXXVI also die Ereignisse des Jahres 1999. Was in geruhsameren Zeiten als Merkzeichen im Fluss der Zeit willkommen war, wird heutzutage immer leichter vom rasanten Wechsel der Planungen überholt.

Unter ihrem neuen, 1998/99 installierten Führungsduo Lehmann / Schuster hat die Stiftung derart an Fahrt gewonnen, dass der geruhsame Rhythmus der Jahrbücher beinahe anachronistisch wirkt. Noch geben die Bände keinen rechten Eindruck davon, dass aus der als Treuhänder errichteten Stiftung ein Vehikel dessen geworden ist, was als Bundeskulturpolitik erste Konturen gewonnen hat. Mit dem Erwerb der Sammlung Berggruen dürfte der Paradigmenwechsel auch einer breiteren Öffentlichkeit bewusst geworden sein.

Das vorliegende Jahrbuch berichtet über den Wechsel im Amt des Generaldirektors der Museen, der zuallererst einen Wechsel des Stils bedeutete. Nicht im Detail, aber doch im großen Zugriff auf die Probleme knüpft Peter-Klaus Schuster an seinen Vorgänger Wolf-Dieter Dube an, dessen hier wiedergegebene Abschiedsrede noch einmal die konfliktfreudige Persönlichkeit hervortreten lässt. Ja, die Zeit der preußisch-beamtenmäßigen Zurückhaltung ist vorüber. Man verzeichnet es als selbstverständlich, dass ein Staatsminister für Kultur, ja der Bundeskanzler höchstpersönlich als Redner im Wortlaut verzeichnet wird. Letzteres ist das Novum des vorliegenden Bandes, hat doch Gerhard Schröder die Gelegenheit ergriffen, beim Richtfest der Alten Nationalgalerie im Oktober 1994 das auch finanziell beeindruckende Bekenntnis des Bundes zur Preußen-Stiftung zu bekräftigen. Einem späteren Jahrbuch stünde es gut zu Gesicht, die strategische Ausrichtung des bundesstaatlichen Engagements herauszuarbeiten.

Höhepunkt der Ausstellungstätigkeit im Berichtsjahr war die - hier mit den Eröffnungsansprachen gewürdigte - "Jahrhundertausstellung" der Nationalgalerie, und auch bei den Erwerbungen steht mit E.L. Kirchners Hauptwerk "Potsdamer Platz" Schusters Stammhaus obenan. Das wird auch so bleiben: Im kommenden Jahr gilt es, die Berggruen-Erwerbung zu dokumentieren. Sie schließt wesentliche Lücken der - Nationalgalerie.

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