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Jahresbilanz: Museen verlieren Besucher

Vier Millionen Menschen besuchten im Vorjahr Berlins staatliche Museen - ein Rückgang um gut zehn Prozent.

266.000 Besucher haben das wiedereröffnete neue Museum seit Mitte Oktober gesehen, dabei ist der Zugang auf rund 4.000 Besucher am Tag begrenzt. Ansonsten sieht die Besucherbilanz der Staatlichen Museen nicht ganz so rosig aus; 2009 gab es einen Rückgang um gut zehn Prozent auf vier Millionen. Das lag vor allem an der Schließung des Alten Museums seit März – prompt fehlt gegenüber 2008 eine halbe Million Besucher.

Dessen ungeachtet legte Hermann Parzinger bei der gestrigen Jahrespressekonferenz der Stiftung Preußischer Kulturbesitz einen reichhaltigen Tätigkeitsbericht vor. Der Präsident, der bei seinem Amtsantritt 2008 die Stärkung des wissenschaftlichen Profils als ein Hauptanliegen bezeichnet hatte, sprudelte nur so in Sachen Forschung. Hier ein „Exzellenzcluster“, da ein „Forum“, dort ein Kooperationsvertrag:  „Wir versuchen, uns ganz stark zu vernetzen“, dieses Parzinger-Wort ist Motto und Bilanz in einem.

In Sachen Humboldt-Forum, das doch zum Modellfall eines Museums neuen Typs werden soll, herrschte allerdings Wortkargheit. „Workshops“ wurden für den Lauf des Jahres angekündigt, aber eine konkrete Aussage zum Stand der Dinge vermieden. Und zu Dahlem, wo die für den Umzug ins Schloss vorgesehenen Sammlungen noch beheimatet sind, fand Parzinger erst auf Nachfrage Worte.

Stattdessen rückte das Kulturforum in den Mittelpunkt. Die Dringlichkeit, das Ensemble „nicht zu vergessen“, ist offenbar in der Stiftungsspitze angekommen. Museums-Generaldirektor Michael Eissenhauer sieht „den Schwerpunkt meiner Tätigkeit in den nächsten Jahren darin, das Kulturforum zu stärken – das ist unsere zweite Museumsinsel, mit einer einzigartigen Verdichtung von Sammlungen europäischer Kunst“. Konkret wird das Bekenntnis hinsichtlich der Neuen Nationalgalerie („dringend sanierungsbedürftig“). Stolze 1300 Quadratmeter Ausstellungsfläche könnten im Untergeschoss durch Ausbau gewonnen werden. Fernziel bleibt die Umwandlung der Gemäldegalerie in eine „Galerie des 20. Jahrhunderts“, ermöglicht durch den „Ausbau des Bode-Museums“. „Wir streben eine integrative Präsentation von Gemälden, Skulpturen und Teilen des Kunstgewerbes an, wie bei Wilhelm von Bode“, bekannte sich Eissenhauer deutlich zu den von seinem Vorgänger Peter-Klaus Schuster angestoßenen Plänen.

2009 stand ganz im Zeichen der Wiedereröffnung des Neuen Museums, 2010 wird immerhin die Eröffnung der Kolonnadenhöfe zwischen den Bauten der Museumsinsel erleben und im Herbst die Grundsteinlegung des Eingangsgebäudes. Zudem wird das Museum der Fotografie am Bahnhof Zoo ab Ende Mai seine kompletten Räumlichkeiten nutzen können. 92 Millionen Euro stehen für Baumaßnahmen zur Verfügung, und fünf Zusatz-Millionen von Bund und Berlin für den Betriebshaushalt (2010: 167 Millionen Euro) bringen etwas Entspannung.

Apropos Besucher: Das Kulturforum verzeichnete eine Steigerung um 13 Prozent auf 343.000 Besucher.  Nur Dahlem ist wahrlich ein Trauerspiel: 107 000 Besucher entsprechen der Zahl fürs Fotografie-Museum am Zoo. Das Humboldt-Forum ist ein Muss – nur eines, das, wie Parzinger beiläufig fallen ließ, vielleicht erst „2016, 2017, 2018“ fertig wird. So viel Nonchalance ist ein Warnzeichen.

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