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Kultur: Jan Jedermann I.

Fritz Lehners „Jedermanns Fest“, mit Klaus Maria Brandauer

Der Tod kommt im roten Ferrari. Das Auto prescht über die Asphaltpiste einer Öl-Raffinerie, kommt vom Weg ab und landet mitten in einem trüben Gewässer. Nur der Kopf des sterbenden Rasers ragt aus der überschwemmten Fahrgastzelle. Und am Ufer wartet ein schwarzer Hund, der schwanzwedelnde Tod.

Fritz Lehners Film „Jedermanns Fest“ ist ein modernes Mysterienspiel. Klaus Maria Brandauer, der den „Jedermann“ schon bei den Salzburger Festspielen gab, spielt Lehners Jan Jedermann als Wiener Modezar. Der postmoderne, lebenswütige Dandy schließt einen Pakt mit dem Tod, um dem jähen Ende im Gewässer für einen Tag und eine Nacht entrinnen zu können. Mit einer pompösen Modenschau und einem ausgelassenen Fest versucht er, den Tod zu überlisten und die Modepäpstin Yvonne (Juliette Gréco) zu beeindrucken: Sie ist es, die ihm den Weg in seine Traumstadt Paris ebnen soll.

Fritz Lehner setzt ähnlich wie Pedro Almodóvar auf die Symbolkraft ästhetisierender Bilder (Kamera: Gernot Roll). Doch beschränkt er sich nicht auf eine melancholisch-sentimentale Bildsprache, sondern erschafft eine analytische Allegorik: Das Leben ist eine ewige Bühne. Jedermann will etwas gelten, um jeden Preis. Denn wer will schon ein Jedermann sein?

Filmkunsthaus Babylon; Premiere heute, 19 Uhr, in Anwesenheit des Regisseurs.

Claudia Cosmo

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