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Kultur: Jene wenigen Jahre

Der russische „Regalfilmer“ Elem Klimow ist gestorben

Im Jahr 1979 hatten die Dreharbeiten begonnen, 1982 war der Film fertig, 1984 sollte er die Berlinale eröffnen, aber erst 1987 konnte er als deren Abschlussfilm gezeigt werden: Elem Klimows „Abschied von Matjora“. Das Schicksal des Films, der dem Protest sibirischer Dorfbewohner gegen die Zerstörung ihrer Heimat durch einen Stausee ein anrührendes und aufrüttelndes Denkmal setzt, ist typisch für die Existenzprobleme sowjetischer Regisseure in den Siebziger- und Achtzigerjahren. Erst als Gorbatschow Präsident der Sowjetunion und, in seinem Gefolge, Elem Klimov Vorsitzender des Verbands der sowjetischen Filmschaffenden wurde, kamen die als „Regalfilme“ weggesperrten systemkritischen Filme ins Kino. So war etwa Klimows „Agonie“ von 1974, in dessen Despoten-Dekor sich einst Breschnew als Karikatur eines Zaren wiedererkennen mochte, endlich auf der Kino-Leinwand zu sehen – und auch sein „Komm und sieh“, 1985 gedreht, konnte in der militarismusfeindlichen Aufbruchsstimmung der Perestroika frei gezeigt werden: Der Film schildert die Vernichtung eines weißrussischen Dorfs 1943 durch deutsche Truppen aus der Sicht eines zwölfjährigen Partisanen. Es sind wenige große Filme und einige große Jahre vor der Auflösung der Sowjetunion, die Klimows Platz in der Filmgeschichte sichern – als Filmkünstler und, in seiner Verbandsfunktion, als entschlossener Wegbereiter der Freiheit seiner Künstlerkollegen. Am Sonntag ist Klimow, wie jetzt bekannt wurde, im Alter von 70 Jahren in Moskau gestorben. jal

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