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Jubiläum: Salzburg feiert 50 Jahre Großes Festspielhaus

Zum Jubiläum des Großen Festspielhaus in Salzburg dirigiert Daniel Barenboim die Wiener Philharmoniker - laut Salzburger Landeshauptfrau Burgstaller das beste Orchester der Welt.

Unendliche Weiten: Breiter als die Bühne des Großen Festspielhauses von Salzburg ist keine auf der Welt. Selbst wenn hier die Wiener Philharmoniker samt Staatsopernchor Platz nehmen, um die Eröffnung des Hauses vor genau 50 Jahren zu feiern, kommt kein Gedrängel auf. Äußerlich ist der von Clemens Holzmeister entworfene Bau ein Monument der Anti-Moderne – weil er sich mit einer Fassade im Salzburger-Altstadt-Stil schmückt. Im Innern sind Foyers und 2200-Plätze-Saal zweckmäßig ausgestattet, einziges Dekor bildet das Spiel der Holzmaserungen bei den Furnieren. Bevorzugte Pausen-Flaniermeile allerdings ist ohnehin die Hofstallgasse mit den Schaulustigen hinter Absperrgittern. Für die Bühne selbst war damals nur das Beste, das Neueste gut genug – hier legte Herbert von Karajan, seit 1957 Festspielchef, besonderen Ehrgeiz an den Tag.

Ein Technik-Freak ist Daniel Barenboim nicht – im Übrigen aber gilt für ihn, was Karajan einst, nach seinem Fahrziel befragt, einem Taxifahrer antwortete: „Ich werde überall gebraucht.“ Am Montagabend sogar in doppelter Funktion: als Pianist und Dirigent. Vor dem bronzefarbenen eisernen Vorhang spielt er zunächst Beethovens 4. Klavierkonzert, dann reißt die Bühne ihr Riesenmaul für die orchestralen und vokalen Massen auf, die in Boulez’ „Notations“ und Bruckners „Te Deum“ gefordert sind.

Beim Festakt am Morgen hatte die Salzburger Landeshauptfrau Gabi Burgstaller die Wiener Philharmoniker für ihre Treue zu den 1920 gegründeten Festspielen gelobt – und vom „besten Orchester der Welt“ gesprochen. Patriotisch gesehen, mag das angehen; Berliner haben da allerdings andere Informationen. Als hörte man eine Aufnahme aus dem Eröffnungsjahr des Festspielhauses, derart teigig tönen die Wiener bei Beethoven, trotz Barenboims energischer Zeichengebung. Kein Vergleich mit der Flexibilität, die man von Simon Rattles Truppe gewohnt ist. Unüberhörbar auch die Schwierigkeiten der Österreicher mit der Begleitung des Pianisten: Wenn Barenboim die Hände gerade nicht für das Orchester frei hat, fehlen der Musik sofort Richtung und Ziel – rhetorisch wirkt das so spannend wie ein Sprecher, der am Satzende immer die Stimme sinken lässt.

So werden Pierre Boulez’ „Notations“ unverhofft zum Höhepunkt: Barenboim ist wieder ganz für die Musiker da – und schafft mit Meisterhand sinfonische Tongemälde in der Debussy-Nachfolge, suggestiv, klangsinnlich und kristallin. Er war es, der 1978 die Orchesterfassung der „Notations“ in Auftrag gab, und er weiß die Kraft dieser filigran gearbeiteten Riesenpartituren exakt freizusetzen. Bruckners „Te Deum“ schließlich mit seiner Überwältigungsästhetik sagt dem internationalen Publikum offenbar wenig. Barenboim muss „Das war’s!“ in die Stille nach dem Schlussakkord rufen, um den Applaus auszulösen. Frederik Hanssen

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