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Kultur: Jüdisches Museum: "Für viele bedeutet das Anerkennung ihrer Lebensgeschichte". Sammlungsleiterin Inka Bertz über die Ausstellung

Der Bestand des alten Jüdischen Museums in Berlin wurde 1938 konfisziert. Konnten Sie Teile dieser Sammlung in die Ausstellung des Jüdischen Museums integrieren?

Der Bestand des alten Jüdischen Museums in Berlin wurde 1938 konfisziert. Konnten Sie Teile dieser Sammlung in die Ausstellung des Jüdischen Museums integrieren?

Nein, die Geschichte des Museums ist damals abgebrochen. Anders als die übrigen jüdischen Museen in Deutschland sammelte das Berliner Museum auch bildende Kunst und zeitgenössische Künstler. Dieser Bestand wurde nach dem Krieg erst ausgelagert und dann an das Jewish Museum New York oder das Israel Museum in Jerusalem verteilt. Die Geschichte unserer Sammlung beginnt in den frühen 70er Jahren.

Wie hat sich ein solcher Neuanfang auf den kuratorischen Ansatz ausgewirkt?

Das alte Museum war eine Institution der jüdischen Gemeinde. Ihm fehlte der historisch-narrative Anspruch, der Blick auf die deutsch-jüdische Geschichte. Unsere Ausstellung soll auch Alltagsgeschichte dokumentieren, durch Fotos, Privatpapiere und Kunstgegenstände.

Woher stammt Ihre Sammlung?

Aus Privatbesitz und dem Handel: Die Ausstellungsobjekte wurden gestiftet, gekauft, oder der Sammlung überlassen. Von Anfang an erhielten wir immer wieder Nachlässe, auch als wir noch Teil des Stadtmuseums waren. Manchmal waren es drei, vier Fotos, oft aber auch umfangreiche Konvolute.

Inzwischen sind sie eine große, eigenständige Institution. Hat sich das auf das Spenderverhalten ausgewirkt?

Die Bereitschaft ist in den letzten Jahren in der Tat gestiegen, wir haben aber auch bewusst zu Spenden aufgerufen: Für viele bedeutet das eine Anerkennung ihrer Familien- und Lebensgeschichte. Sie wollen sich einbringen, in dieses Projekt involviert sein.

Dennoch ist Ihre Sammlung jung. Wie versuchen Sie, die Lücken zu schließen?

Keine noch so große Sammlung wird ein vollständiges Bild einer Kultur rekonstruieren können, sie besteht letzlich immer aus Fragmenten - seien es Zeremonialobjekte oder Gemälde. Die Dauerausstellung präsentiert Objekte nun in einem kulturellen Kontext und macht historische Zusammenhänge deutlich. Nicht zuletzt aus konservatorischen Gründen hat man sich dazu entschlossen, dafür auch Reproduktionen zu benutzen, beispielsweise Ausschnitte aus mittelalterlichen Handschriften.

Führt die Objekt-Knappheit nicht auch zu einem zunehmenden Wettbewerb zwischen den jüdischen Museen in Deutschland?

Alle Museen buhlen um die Gunst der Besucher, doch ohne die gute Zusammenarbeit mit anderen Museen hätten wir diese Ausstellung gar nicht machen können. Wir haben eng mit dem Jewish Museum New York zusammengearbeitet, aber auch mit dem Museum in Frankfurt, dem Centrum Judaicum oder der Nationalgalerie. Auch in Zukuft wollen wir mit diesen Institutionen gemeinsame Projekte in die Wege leiten.

Hat Ihre Ausstellug von den bestehenden Berliner Sammlungen profitieren können?

In den zahlreichen Berliner Museen gibt es viele Objekte, die einen Bezug zur jüdischen Geschichte haben. Wir schätzen uns glücklich, aus diesen Beständen Leihgaben zeigen zu können. Die Berlinische Galerie etwa leiht uns Gemälde von Lesser Ury und Felix Nussbaum. Wir hoffen, dass wir uns in Zukunft revanchieren können.

Der Bestand des alten Jüdischen Museums in Be

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