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Kultur: Julia und ihre Liebhaber

OPERETTE

Die Wiedergeburt des Metropol-Theaters findet derzeit in Moabit statt – bislang nur en miniature, aber immerhin: Es wird wieder Operette gespielt in Berlin, und zwar so, wie die Stammkundschaft des auf hinterhältige Weise geschlossenen Vergnügungstempels an der Friedrichstraße es liebt. Das Hansa Theater macht sich die Marktlücke zunutze und zeigt Eduard Künnekes Vetter aus Dingsda . Auf Ausstattungspomp müssen die Fans allerdings verzichten, denn nachdem der Senat dem „Volkstheater Hansa“ auf Empfehlung einer Expertenkommission den Geldhahn zudrehte, betreibt André Freyni das hübsche Haus nun ohne staatliche Unterstützung auf eigenes Risiko. Darauf nimmt Heike Hanefeld in ihrer Regie Rücksicht: Die etwas mühevoll konstruierte Geschichte um die allzutreue Julia und ihren verrückten Onkel, der seinen Neffen nicht wiedererkennt, wird nach allen Regeln des Boulevardtheaters vor der Kulisse eines waschechten Operetten-Schlösschens serviert.

Die Solisten sind „echte“ Sänger mit tragenden Stimmen (und nicht singende Schauspieler wie bei Offenbachs „Großherzogin“ im Deutschen Theater) und sie haben sichtlich Spaß an dem putzigen Treiben. Der Sound der 20er Jahre kommt dazu vom kleinen Casanova Society Orchestra: Fünf engagierte Musiker, das genügt vollkommen, um Künnekes Lustspiel lebendig zu machen – wobei der musikalische Leiter Gregor DuBuclet gleich vier Instrumente spielt. Bleibt nur zu hoffen, dass dem auf mutige 36 Vorstellungen angesetzten Musiktheater-Projekt ein Happy-End vergönnt ist (Karten unter: 030/39909909).

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