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Hat die Noten im Griff: Star-Pianistin Khatia Buniashvili.

© Julia Wesely

Khatia Buniatishvili im Konzerthaus: Wie eine georgische Cleopatra

Die Pianistin Khatia Buniatishvili gastiert mit der Amsterdam Sinfonietta im Konzerthaus.

Die Diva lässt sich bitten: Erst als der Saal ungeduldig applaudiert, erscheint Khatia Buniatishvili auf dem Podium. Eine Erscheinung, wahrlich: Wie eine georgische Cleopatra am Klavier begleitet sie die Tournee der Amsterdam Sinfonietta, einem reinen Streichorchester, das sich auf seiner jüngsten CD böhmischem Repertoire widmet.

Das schwarzes Kleid, das Buniatishvili im Konzerthaus angelegt hat, vereint zwei Extreme: vorne hochgeschlossen, aber mit breiten Seitenschlitzen, überzogen nur von hauchdünner Spitze, die mehr enthüllt als verdeckt. Vom Parkett aus gesehen sitzt Buniathisvili praktisch nackt am Flügel. Das macht was her, aber ihre Sichtweise auf Chopins f-Moll-Klavierkonzert (in einer Fassung für Streichorchester) ist weit weniger spektakulär: nämlich ziemlich inwendig und verschlossen. Klar: Chopin war kein lisztscher Tastenlöwe, übertriebene Expressivität würde zu ihm überhaupt nicht passen. Lustlosigkeit, verhuscht dahinplätschernde Forte-Passagen und Routine allerdings auch nicht. Was immer Buniathisvili in dieser Musik entdeckt haben mag – teilen will sie es offenbar nicht.

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Überraschend dagegen die Niederländer, die markante Akzente setzen, in einer Partitur, die den Orchesterpart bekanntlich zugunsten des Klaviers nicht wirklich ernst nimmt. Nach Tschaikowskys kreuzbrav und im Schonwaschgang absolvierter Elegie G-Dur – die offenbar kurzfristig ins Programm genommen wurde, eigentlich sollte hier ein Stück von Pavel Haas erklingen – war das nicht zu erwarten.

Die Begeisterung springt dem Orchester förmlich aus den Saiten

Spätestens mit Erwin Schulhoffs „Fünf Stücken für Streicher“ wird klar: das Herz des Abends schlägt im Orchester, dessen 22 Musiker ohne Dirigenten, unter Leitung von Konzertmeisterin Candida Thompson, erstaunliche Homogenität und Klarheit erreichen. Schulhoff, der die Musik seiner Zeit mit Experimentierleidenschaft zu Höhenflügen hätte führen können, wäre sein Leben nicht mit 48 Jahren abrupt im Konzentrationslager abgeschnitten worden, er liebte Tänze jeder Art. Eine Begeisterung, die bei Amsterdam Sinfonietta förmlich aus den Saiten springt. In Dvoráks Streicherserenade op. 22 schließlich blüht Mondscheinsehnsucht. Mondäne, glanzvoll hohe Streicher mischen sich zärtlich mit Celli und Bässen – ein Klangbild, das bei aller ländlicher Unbeschwertheit erfreulicherweise völlig kitschfrei bleibt.

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