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ABENTEUERFILM„Tom Sawyer“: Echte Freunde

Mut beginnt damit, „ich“ zu sagen. Der Prozess ist schon fast beendet, Muff Potter so gut wie zum Tode verurteilt, da fragt der Richter: „Hat jemand noch etwas zu sagen?

Mut beginnt damit, „ich“ zu sagen. Der Prozess ist schon fast beendet, Muff Potter so gut wie zum Tode verurteilt, da fragt der Richter: „Hat jemand noch etwas zu sagen?“ Tom Sawyer steht auf und antwortet: „Sir, ich“. Alle Blicke richten sich auf den Jungen, der nun stockend erzählt, was tatsächlich passiert ist auf dem Friedhof in der Nacht, als Huckleberry Finn ihm dort mit einer toten Katze eine Warze wegzaubern wollte.

Im Gebüsch versteckt haben sie gesehen, wie Indianer Joe mit Muff Potters Messer Doc Robinson erstach. Ein Raunen geht durch den überfüllten Gerichtsaal, gefolgt von einem berstenden Geräusch. Indianer Joe, der als Zeuge gegen den Trunkenbold Muff Potter ausgesagt hatte, ist durch ein Fenster gesprungen, um zu fliehen. Muff Potter ist gerettet, aber nun braucht Tom Sawyer Polizeischutz. Hatte Indianer Joe ihm doch gedroht: „Ein Wort – und der schlimmste deiner Träume wird wahr.“

„Tom Sawyer“, die erste deutsche Kinoverfilmung von Mark Twains Klassiker, ist ab 6 Jahren freigegeben, aber an einigen Stellen doch so gruselig, dass sich viele 6-Jährige die Augen zuhalten werden. Regisseurin Hermine Huntgeburth hält sich eng an die Vorlage, nur an einigen Stellen wurde der Stoff sanft modernisiert. So ist Indianer Joe, den Benno Fürmann furchterregend mit Irokesenzopf, aufgeklebter Hakennase und rot geschminktem Gesicht verkörpert, nicht mehr jener stereotype „Teufel von Indianer“ wie bei Twain.

Kleine Episoden zeigen seine Diskriminierung, etwa wenn er an einer Jahrmarktbude abgewiesen wird: „Das ist nur für Weiße.“ Man hat Angst vor ihm – und empfindet gleichzeitig Mitleid. Und Tante Polly, bei der das Waisenkind Tom Sawyer aufwächst, ist keine altjüngferliche Seniorin mehr, sondern, in Gestalt von Heike Makatsch, eine resolute Frau, die wie eine alleinerziehende Mutter von heute erscheint.

„Barfußgehn“, der Song zum Film, fordert zum Übermut auf: „Keiner hält dich auf, denn die Welt ist dein / In alle Pfützen auf’m Weg, springe mitten rein.“ So lange du einen guten Freund hast, das ist die Botschaft des Films, kann dir nichts passieren. Tom und Huck wollen nach Feuerland abhauen, als sie ihre Floßfahrt auf dem Mississippi beginnen, landen aber doch nur auf Jackson Island, einer Insel ganz in der Nähe. Dort wartet ein Goldschatz – und leider auch Indianer Joe. Liebevoller Kinderfilm, spannend auch für Erwachsene. Christian Schröder

D 2011, 109 Min., R: Hermine Huntgeburth,

D: Louis Hofmann, Leon Seidel, Heike Makatsch

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