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CITY Lights: Wer hoch steigt, soll tief fallen

Silvia Hallensleben ärgert sich über verwirrende Filmtitel

Wer gezielt nach Filmen suchen will, ist auch in gut sortierten Videogeschäften meist aufgeschmissen. Findet man Filme von Stanley Kubrick nun unter „Klassiker“, „Drama“ oder „Der besondere Film“? Ganz schlimm wird es, wenn man einen Film sucht, von dem man nur den Originaltitel kennt. Kubricks The Killing kann selbst die Verkäuferin in ihrem Computer nicht finden, denn er heißt auf Deutsch „Die Rechnung ging nicht auf“ und ist im Vertriebskatalog offensichtlich nur unter diesem Titel registriert. Kubricks frühen Thriller (1956) kann man sich jetzt aber auch (Fr bis So im Nickelodeon, OmU) im Kino anschauen.

Der Thriller um den Überfall auf eine Rennbahnkasse gilt gemeinsam mit Dassins „Rififi“ (deutscher Titel) als Begründer des Subgenres der Heist-Movies, zu deren wesentlichem Inventar das langsame Auseinanderfallen einer für den großen Coup verschworenen Bande und ihr tragisches Ende gehören. „Die Leute lieben Gangster und große Künstler“, sagt der Ringer Maurice im Film. „Doch sie wollen auch, dass sie abstürzen.“ In die Filmgeschichte eingegangen ist das emblematische Bild der im Finale über das Rollfeld davonwehenden Geldscheine. Fünf Jahre nach „The Killing“ sollte Kubrick frustriert aus Hollywood in sein Geburtsland zurückkehren.

1952 schon verließ der an Brecht geschulte Regisseur Joseph Losey die USA, um der Aussage vor dem McCarthy-Ausschuss zu entgehen. Auch er ging nach England, wo er zehn Jahre später mit The Servant seinen größten Erfolg landet: Ein durch und durch britischer Stoff, der Dirk Bogarde als Diener Barrett in Stellung zu einem jungen Erben und Nichtstuer schickt. Während Johns (James Fox) spätkoloniale Fantasien in brandygesättigtem Laissez-Faire untergehen, zieht Barrett seinen Eroberungsplot konsequent durch. Das von Harold Pinter geschriebene und von Losey in brillantem Schwarzweiß inszenierte Kammerspiel provoziert – vom Klassenkampf bis zu homoerotischer Attraktion – viele Lesarten: Dass der Film unter diesen Deutungen nicht erstickt, sondern aufblüht, ist vielleicht seine größte Stärke (Fr und Sa im Spätprogramm des Filmkunst 66).

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